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Albrecht Rindsmaul und die Schlacht bei Mühldorf
Vor 700 Jahren hatte der Edle Albrecht Rindsmaul bei der letzten großen Ritterschlacht im Jahre 1322 Friedrich den Schönen von Österreich gefangen genommen.
Viele werden sich fragen, wer war Albrecht Rindsmaul und was hat die Schlacht von Mühldorf mit Neustadt a.d.Donau zu tun? Diese Frage werden sich vielleicht auch unsere Stadtväter gestellt haben, als sie Albrecht Rindsmaul eine Straße gewidmet haben.
Mit der Verleihung des Stadtrechtes am 11. Mai 1273[1] bekam Neustadt a.d.Donau auch einen Pfleger und Richter, der vom jeweiligen Landesherrn eingesetzt wurde. Dieser war bis Mitte des 15. Jahrhunderts dem höheren Landgericht Vohburg unterstellt.[2] Als einer der ersten Stadtrichter ist uns Albrecht Rindsmaul überliefert,[3] der als herzoglicher Beamter auch Heeresführer Ludwigs des Bayern war. Albrecht Rindsmaul stammte aus Windsbach bei Ansbach. Er war der Sohn von Albertus Rindsmaul und Adelheid von Windsbach, die 1259 einen Teil von Windsbach vom Grafen von Öttingen als Lehen erhielten.[4] Die von Rindsmaul entstammten einem alten fränkischen und später steirischen Adelsgeschlecht. Erstmals erscheinen sie als Reichsministeriale mit Albertus Rendesmule am 1. März 1191 in einer Urkunde Kaiser Heinrich IV. [5]
Als Pfleger und Stadtrichter von Neustadt a.d.Donau besaß Albrecht Rindsmaul mit dem sog. Maut- oder Grafenhaus, Herzog-Ludwig-Str. 17, auch einen entsprechenden Adelssitz als Wohnung.[1] Sein Amtssitz befand sich im sog. Pfleghaus, das auch als „Eisenfronföste“, heute Villa Auers, Zur Veste 10, bezeichnet wurde. Diese bestand aus zwei Stockwerken mit vier Zimmern und vier Gemächern für den Gerichtsdiener, Speisekammer, Küche und Keller. Ein Stadel, Stallungen sowie ein Würz- und Obstgarten gehörten dazu.[2]
Eigentlich war Herzog Ludwig der Bayer als der jüngere Bruder von Herzog Rudolf nicht zum Regieren bestimmt. In mehreren Auseinandersetzungen mit seinem Bruder erzwang sich Ludwig der Bayer 1302 die Mitregentschaft und 1310 die Hälfte von Oberbayern mit Ingolstadt als Hauptstadt. 1312 kam noch Niederbayern dazu, wo eben Herzog Otto III. gestorben war und dem Ingolstädter Vetter die Vormundschaft über seine drei Söhne übertragen wurde. Die Vormundschaft zu übernehmen, hieß natürlich auch die alten niederbayerisch-habsburgischen Gegensätze aufzugreifen, und schon bald standen sich Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne von Österreich schroff gegenüber. Die aufsässige niederbayerische Ritterschaft wollte nämlich das Land und die Vormundschaft dem Habsburger zuspielen. Friedrich der Schöne fühlte sich dabei dem bayerischen Vetter gegenüber in keiner Weise verbunden.
Doch im Zupacken war Ludwig der schnellere, denn bereits 1313 in der Schlacht von Gammelsdorf sprengte er die österreichisch-steirischen Heerhaufen völlig auseinander. Der Sieg von Gammelsdorf brachte Ludwig in ganz Deutschland viel Echo und bereits ein Jahr später die Königskrone. Dies brachte den Thronstreit - mit seinen jahrelangen Erpressungen und Kontributionen der Bevölkerung - auf den Höhepunkt.
Die entscheidende Schlacht um die Königswürde folgte dann am 28. September 1322 auf der Gickelfehenwiese zwischen Ampfing und Mühldorf. Sie war die letzte große Ritterschlacht auf deutschen Boden. König Friedrich der Schöne von Österreich rückte vom Inn und Leopold I., sein Bruder, vom Lech her gegen die Bayern vor. Hier konnte König Ludwig IV. nur noch das Eintreffen seiner Verbündeten abwarten, um dann die Vereinigung der feindlichen Heere nach Kräften zu verhindern. Noch bevor Leopold I. eintraf, kam es dann zur Schlacht. Mit Unterstützung des aus dem Hinterhalt angreifenden Burggrafen von Nürnberg wurden die Österreicher besiegt und Friedrich der Schöne von Albrecht Rindsmaul vom Pferd gerissen. „Vetter, wir sehen Euch gerne!“, soll Ludwig der Bayer gerufen haben, als man Friedrich den Schönen gefangen vor ihn führte.[1] Über die Schlacht und die Gefangennahme Friedrich des Schönen berichtet auch Aventinus in seiner Bayerischen Chronik.[2] In sehr schönen Reimen hat der Geschichtsschreiber Andreas Felix Oefele den darauf folgenden Streit um die Gefangennahme zusammengefasst, denn jeder wollte den Österreicher gefangen genommen haben:[3]
„Da nun der Streit beendet war, da wurden die Ritter und Knecht aus Beham(Böhmen), Baiern und Francken vast(gern)kriegen,
dan jeder wolt den fraidigen Herzog von Österreich gefangen haben;
da sprach der Fürst, des Chriegs will ich euch wohl beschaiden(schlichten),
traget mir für, eine jeder seinen wappenrock und sein kleinad(Helmzier)
das er auf dem Haupt gefueret hat, so will ich den zaigen de ich gefäncknus gelobt habe. Und da nun die kleinad vor den Fürsten von Österreich gebracht wurden,
da klopft er auf ein kuemaul(Kuhmaul), und sprach, das kuemaul kundt ich heut,
weder mit stechen noch schlagen von mir bringen, dem hab ich gelobt.
Das war ein baierischer Edelman genannt Rindsmaul.“
Neben Albrecht Rindsmaul hatte sich bei der Schlacht von Mühldorf auch dessen Schwager Seyfried Schweppermann, er heiratete 1280 Katharina Rindsmaul,[4] hervorgetan und ausge-zeichnet. Von ihm stammte beim Siegesmahl der heute noch gebräuchliche Spruch: „Jeder Mann bekommt ein Ei, der fromme und tapfere Schweppermann aber erhält zwei.“[5]
Neustadt a.d.Donau, 05.08.2022
Anton Metzger
[1] Stadtarchiv Neustadt a.d.Donau, Band 116, Kopialbuch, S. 23 ff.
[2] Freilinger Hubert, „Historischer Atlas von Bayern, Band 46, 1976, Ingolstadt und die Gerichte Gerolfing, Kösching, Stammham-Ettling, Vohburg, Mainburg und Neustadt a.d.Donau“, S. 279 f.
[3] Köglmeier Georg, „Neustadt an der Donau – Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte“, Band I, 1994, S. 157 ff.; Baumgartner Anton, „Beschreibung der Stadt und des Gerichtes zu Neustadt an der Donau“, 1793, S. 45 f., Sax Julius, „ Chronik der Stadt Neustadt a.D. von 1270 – 1870“, 1896, S. 42, 99 u. 209
[4] Kirsch Hans, Bericht „Ritter Albrecht Rindsmaul ein gebürtiger Windsbacher“ in der Ansbacher Zeitung vom 3.9.1979
[5] Wikipedia.org/wiki/Rindsmaul_(Adelsgeschlecht)#Wappen (Von Autor/-in unbekannt - Heinrich Kadich Edler von Pferd und Konrad Blažek, Siebmacher´s Wappenbuch, Der mährische Adel, Nürnberg 1899, Gemeinfrei, ttps://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77227531)
[6] Infotafel an der Hausmauer des Mauthauses
[7] Köglmeier Georg, „Neustadt an der Donau – Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte“, Band I, 1994, S. 141
[8] Spruner-Menke Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit, 1880 3. Auflage. Gotha, Justus Perthes
[9] Hubensteiner Benno, „Bayerische Geschichte – Staat und Volk, Kunst und Kultur“, 1980, S. 97 ff.
[10] Aventinus Johannes, „Des hochgelehrten weitberümten Bayeriscen Geschichtschreibers Chronik, 1580, 8. Buch, fol. 392 f.
[11] Oefele Andreas Felix, „Rerum Boicarum Scriptores Nusquam Antehac Editi : Quibus Vicinarum Quoque Gentium nec non Germaniae universae Historiae Ex Monumentis Genuinis Historicis Et Diplomaticis Plurimum Illustrantur“, 1758, S. 305
[12] Kirsch Hans, Bericht „Ritter Albrecht Rindsmaul ein gebürtiger Windsbacher“ in der Ansbacher Zeitung vom 3.9.1979
[13] Nöhbauer Hans F., „Die Chronik Bayerns“, 1987, S. 123