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Die "Birg" von Wöhr
Unweit der B299 südwestlich von Wöhr liegt der Überrest einer Burganlage. Diese Stelle wird heute noch Birg, Beutelburg oder Schlössl genannt. Die noch erkennbare Kuppe, mit einem Durchmesser von ungefähr 60 Metern, wird im Süden und Südosten von einem Graben umgeben, Restspuren eines Wall-Grabensystems sind auch noch auf der Nordwestseite erkennbar.
Einer schriftlichen Überlieferung von 1848 nach, heißt es: „Die Burg bei Wöhr in dem Überschwemmungsgebiet der Donau ist ein runder, nicht sehr hoher, mit einem Graben umgebener Hügel, dessen kreisrunde Fläche etwa 200 Fuß im Durchmesser hat. Auf demselben stand ein gemauertes Gebäude, wie die noch sichtbaren Fundamentmauern zeigen.“Eine neuere Interpretation beschreibt die Anlage in Form einer Acht, die von einem Graben eingesäumt wurde. Vorburg und Hauptburg waren zusätzlich mit Wällen gesichert und ebenfalls durch einen Graben getrennt.
Die Errichtung erfolgte wahrscheinlich im 12./13. Jahrhundert und steht in Verbindung zu einem vollfreien Edelgeschlecht, welches aus den Herren von Sittling hervorgegangen, sich nach Wöhr bzw. Werde benannte.
Der Erbauer der Burg war allem Anschein nach Gottfried I. von Wöhr, der bereits zwischen 1118 und 1147 urkundlich erscheint. Die Herren von Wöhr waren Gefolgsleute des Herzogs. Mit Otto von Wöhr, der vermutlich 1217 an einem Kreuzzug teilnahm, erlosch dieses Geschlecht und die Besitzungen fielen an Herzog Ludwig von Bayern.
Burg und Eigenbesitz der Herren von Wöhr gingen also auf die Wittelsbacher über, die daraus, laut ältestem Herzogsurbar aus dem Jahr 1231/34, das „amte ze Werde“ bildeten. Die „Birg“, gelegen auf einem hochwasserfreien Hügel, verdankt ihr Entstehen sicher ihrer Lage zum nahen Donauübergang und der Nähe wichtiger Handelsstraßen. Durch Donauverlagerungen und damit verbunden Straßenverlegungen könnte die Burg ins Abseits geraten sein, Schnittpunkt der Verkehrswege war längst die Burg Trephenau bzw. die „Neue Stadt“.
Mit dem Erlöschen der Herren von Wöhr sowie dem Wegfall der Amts- und Straßenfunktion verlor die Birg ihre Bedeutung und wurde dem Verfall preisgegeben.
Eduard Albrecht, Stadtheimatpfleger