Neustadt erzählt: Neustadt an der Donau

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Lesetermine für das Projekt „Neustadt erzählt“

Bürger/-innen aus Neustadt an der Donau erzählen aus ihrem Leben und werden von der Autorin Eva Honold live interviewt. Dazu gibt es Fotos und eine kleine Präsentation des Projektes.
Die Lesungen finden in der Stadtbücherei Neustadt an der Donau am Stadtplatz 3 statt.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.

Nächster Termin:

Mittwoch, 26. März um 18:30 Uhr: Gottfried Beck

Montag, 14. April um 18:30 Uhr: Günther Rosenhammer

Neustadt erzählt - die Geschichten zum Nachlesen

Martina Wenninger vom Schererhof

Martina Wenninger: Die Geschichte mit Fotos zum Nachlesen (PDF-Dokument, 1,32 MB, 07.03.2025)

Martina Wenninger, geborene Scherer, 5. November 1936, Kindheit auf dem Schererhof in der Stadt Neustadt an der Donau

KINDHEIT

Wir waren der Scherer-Hof. Wir waren vier Kinder, normalerweise wären wir zehn Kinder gewesen. Eine ist gestorben mit vier Jahre, eine mit elf Monaten. Ich war dazwischen, ich wäre auch gestorben, aber ich habe es geschafft. Da war Epidemie, da hat es so viel Kindersterben gegeben. Mumps, Masern, Lungenentzündung. Und dann ist die Lungenpest gekommen, da hat das Fieber die Lunge verbrannt. Das war schlimm. Das haben wir alle gehabt. Ich bin durchgekommen und die anderen zwei sind gestoben. Meine Schwester Rita und das Fannerl. Wenn wir die Bilder angeschaut haben, dann haben wir allerweil geweint. Die haben sie so schön hergerichtet am Totenbett, wie eine Braut.

Und zwei Kinder waren Totgeburten und Abgänge. Wenn man alle Jahre ein Kind haben soll, das geht einfach nicht. Das haben wir auch erst verstanden, als wir groß waren. Die hat schon viel mitgemacht, unsere Mutter. Wenn sie gemolken hat, hat sie die Kannen hingestellt, geht rein, entbindet, geht wieder raus und tut weiter melken. Ob die Kinder überlebt haben, das hat uns die Mutter schon erzählt.  Wir haben es dann auch später mitbekommen und verstanden. Wir sind alle Hausgeburten, mit der Winzinger-Hebamme.

Und der Dr. Auers, der hat am Stadtgraben gewohnt auf dem Juhe in einer Villa, der ist auch gekommen.

Meine Mutter hieß Franziska Scherer, geborene Feigel, mein Vater Karl Scherer. Mein Vater war schon sehr lange auf dem Hof. Mein Urgroßvater stammte aus Marching aus einem großen Hof.

Vor dem Krieg waren wir mitten in der Stadt, in der Nähe vom Weinbauer. Dann waren wir an der Regensburger Straße

Wenn man das Tor aufgemacht hat, war der Misthaufen da und so ein Klohäusl an der Wand, eine Brückerl hat über den Misthaufen geführt. Unser Klopapier war Zeitungspapier. Alle Samstage ist das geputzt worden, dass es ja sauber war.  Die Mutter war das, später haben wir Derndln sauber gemacht.  Und der Stall immer gewaschen und geweißelt. Das war wichtig.

 Wir haben dannneun Kühe gehabt, zwei Ochsen, später dann zwei Pferde, Jungvieh, die Kaiberl haben wir großgezogen und verkauft, Sauen haben wir viele gehabt. Muttersauen, einen Haufen Hennen und Enten. Meine Aufgabe war alles, einer hat immer daheimbleiben müssen und da alles machen müssen. Die anderen sind auf das Feld gegangen. Wir haben immer mithelfen müssen. Aufs Feld raus oder ausmisten oder anderes. Den Mist auf den Schubkarren rauf. Ich habe das nicht gepackt, das Misten und mit dem Schubkarren rausfahren. Ich habe es sehr früh mit dem Kreuz bekommen, da ist ein Wirbel rausgesprungen, der Doktor hat es wieder rein. Ich bin ganz schief gegangen, weil das so weh getan hat. Ich bin schon versteift von oben bis ganz runter. Mehrere Operationen habe ich hinter mir, es stand schon auf Leben und Tod. Ich war nur mehr eine Handvoll, aber ich wollte wieder laufen. Und das ging auch. Inzwischen bin ich zwar im Rollstuhl, aber ich denke an meine Kindheit und die war trotz der Arbeit schön. Mei, wir haben halt arbeiten müssen, aber das hat uns nicht geschadet. Und wenn wir unsere Arbeit getan hatten, durften wir abhauen. Dann sind wir zum Räuber- und Schande-Spielen zum Beispiel.

SCHULE

Aufstehen um 6 Uhr, waschen, anziehen, Kaffee, Muckefuck haben wir gesagt, das war so ähnlich wie Caro-Kaffee.  Brot eingebrockt in die Schüsseln, dann in die Kirche, in die Stadtpfarrkirche, da hat der Pfarrer eine Messe gehalten, dann in die Schule. Vorher habe ich immer erst beim „Wünschbeck“ (Schweiger haben die geheißen in der Stadt) Semmeln geholt, die habe ich den Schwestern ins Kloster getragen und dann bin ich erst in die Schule gegangen, dass die Schwestern nach der Kirche Semmeln gehabt haben. Das Kloster war, wo das alte Schulhaus war, beim Hauser dahinter.  Beim „Wünschbeck“ die Schwester der Chefin, das war eine ganz nette. Weil ich alle Tage denen ihre Semmeln geholt habe, habe ich schon einmal eine Brezen oder Semmel bekommen. Das weiß ich noch.

SPIEGEL

Wir haben nicht in den Spiegel reinschauen dürfen beim Waschen, überhaupt. Der Vater wollte das nicht, dass wir so gespinnerte Luder werden.  Wasser ins Gesicht und mit dem Kamm über die Haare. Wir haben schon in den Spiegel geschaut, so blöd waren wir auch nicht. Wir haben den Spiegel genommen und woanders hin und haben uns dann angeschaut. Wir hatten ein Stallgewand und ein normales Gewand. So alte Männerhosen, Arbeitshosen und einen Gürtel rein. Ich habe Hochwasserhosen gehabt, weil, ich war später dann größer als mein Vater. Für den Stall ist eine Hose einfach besser.  Aber wir waren schon hübsch. Meine große Schwester hat noch besser ausgeschaut als ich.  Zu uns auf den Hof kam die Sternäherin. Die hat tagelang das Gewand genäht für uns. Das war damals so üblich.

ESSEN

Wir haben Zuckerrüben angebaut und Bohunter, das sind die, welche die Kühe bekommen, das sind Steckrüben die roten.  Wir hatten einen, Dämpfer, bei uns hat es viel Kartoffelsalat gegeben und geröstete Kartoffeln. Wir haben auch beim Kochen geholfen. Freitags hat es immer Kartoffelsuppe und Dampfnudeln gegeben, oder Rohrnudeln. Und wir haben einen Zopf gemacht, das hat es dann samstags und sonntags gegeben.

Geschlachtet haben wir zwei, drei Mal im Jahr. Es kam ein Hausmetzger zum Schlachten. Hühner rupfen, das hat alles unsere Mutter machen müssen. Einmal hat sie gesagt, der haust du jetzt den Kopf weg. Die nimmst du zum Stock, dann haust ihr den Kopf weg und druckst es in den Eimer rein. Aber dann habe ich keine Henna mehr gehabt, denn sie ist davon ohne Kopf. Am Misthaufen oben ist sie liegengeblieben. Dann habe ich gesagt, das mache ich nicht. Eine und nicht wieder. Ich habe bis heute noch kein Hühnerfleisch mehr gegessen und kein Gockerl.

KATZLN

Katzen haben wir immer gehabt, und so viele. Wir haben oft dort draußen zehn Katzen gehabt im Stall. Die haben entbunden und die Kleinen erst gebracht, als sie schon so Katzerl waren. Die kannst du nicht mehr dersaufen. Das hat der Vater immer gemacht.

Die Herbstkatzln hat er meistens erwischt, dass die weg waren. Die Frühjahrskatzen hat er leben lassen. Bei uns sind so viele Leute gekommen, die eine Katze wollten. Die Katzen waren bei uns im Stall, haben Milch gehabt. Oft zehn Schüsseln in einer Reihe, so Heringsbüchsen, dann haben wir uns wieder geschnitten, weil wir sie sauber gemacht haben. Wir haben viele Leute gehabt, die sich Milch geholt haben, die andere ist abgeliefert worden neben dem Feigel, da war daneben das Lebensmittelgeschäft. Dann hat die Molkerei aus Abensberg die abgeholt.

ZWEITER WELTKRIEG:

Was wir gerannt sind, wenn die Sirene gegangen ist. Einmal bin ich von der Stadt heim, da haben sie schon geschossen. Dann bin ich durch den Luftdruck beim Weinbauer rein und in den Keller runtergefallen, ich bin direkt auf die Leute drauf. Der Weinbauer war ein Polstergeschäft. Ich weiß gar nicht, wer da in dem Keller war. Wenn ich heute die Sirene höre, dann kriege ich Gänsehaut. Das ist furchtbar. Und dann habe ich meinen Onkel holen müssen, vom Vater den Bruder, wegen der Ochsen. Der Onkel war beim Wiesinger-Metzger im Keller drunten, vis-à-vis, wo jetzt die Eisdiele ist. Da war der Onkel drin. Und dann hat er gesagt, die sollen mich am Arsch lecken mit ihren Ochsen, ich lasse mich nicht derschießen. Und wie ich zurück bin, bin ich beim Weinbauern reingesegelt. Die Mutter hat gesagt, mein Gott, jetzt hast du aber einen Schutzengel gehabt.

Bei uns im Keller sind wir dann einmal nicht mehr rausgekommen, weil sie eine Benzinbombe reingeschmissen haben, dann hat uns der Nachbar rausgeholt mit einer Reithau, das ist wie ein Stemmeisen. Da haben sie beim Kellerfenster den Stock rausgehaut, damit wir rausgezogen werden konnten. Hinter uns hat es gebrannt. Gut, dass es erst im anderen Keller gebrannt hat, sonst wären wir alle verbrannt.  Wir sind dann zu Verwandten gekommen.  Meine Mama, die ältere und die jüngere Schwester und der Kare, der Bub, die sind alle nach Sittling zu ihrer Schwester, quer über die Wiesen sind sie raus. Ich und die Großmutter sind zum Vater seiner Schwester gegangen, zur Tante Leni in der Schulstraße. Da haben wir aber nicht alle Platz gehabt, dann ist die Großmutter zu der anderen Schwester raus, die dann draußen beim Friedhof bei Holzmann geschlafen.

Die Bilder der toten Tiere und Menschen vergesse ich nicht.Die Tiere sind unter dem Wagen gelegen, die Ochsten, die Kühe lagen im Hof, bei einer Kuh hat der Kopf des Kaiberls rausgeschaut aus dem Bauch, die Hennen sind alle rumgelegen, die Sau waren tot. Das war furchtbar.  Einer hat im Schubkarren einen Sack gehabt mit einem Toten, dann ist der Sack aufgegangen und der Kopf rausgekugelt, von der Schulstraße waren die. Das sehe ich heute noch.

Unseren Hof in der Stadt hat der Bruder vom Vater genommen, der hat das wieder aufgebaut und wir haben dann an der Regensburger Straße (beim Holzer) gebaut.

SCHULBILDUNG

Ich bin in die Volksschule bis zur 8. Klasse gegangen, dann habe ich am Hof gearbeitet bis zur Heirat, habe Kinder bekommen und auf die Kinder meiner Schwester mitaufgeschaut. Wir haben nichts lernen dürfen, ich wollte Säuglingsschwester werden, meine Schwester wollte Lehrerin werden. Das wäre eine so gute Lehrerin gewesen, die war so gescheit, meine ältere Schwester, die hat alles können, sogar Wurzel ziehen. Wir haben daheimbleiben müssen und helfen. Mit Kindern umgehen und die Kinder pflegen, das hätte ich so gerne gemacht.

ERSTE EHE

Meine Mutter hat eine so große Aussteuer gehabt, aber alles verbrannt. Daheim haben wir ein Zimmer gehabt, da hat meine Mutter die Aussteuer gehabt, Betten, Decken, Tischdecken, einen ganz großen Schrank voller Aussteuer – alles verbrannt im Zweiten Weltkrieg bei den Bombenangriffen.

Mein erster Mann hieß Harry, er war Ostpreuße, 1935 geboren, von ihm sind meine drei Kinder. Die Familie ist als Flüchtlinge hergekommen, er war noch ein Kind, als sie 1946 hergekommen sind. Der hat Familie gehabt, aber seine Mutter war nervlich kaputt durch die Flucht. Ihr erster Mann ist gefallen, dann hat sie einen Kriegsversehrten geheiratet. Der hat zwar eine schöne Rente gehabt, aber es hat halt Nerven gekostet so ein Mensch, der Fuß war weg. Der hätte eine Prothese gehabt, aber die hat er nicht vertragen. Der Stumpf ist immer offen gewesen …

 Der Harry, das war schon ein sauberer Kerl. Über seine Schwester habe ich ihn kennengelernt, und dann sind wir zusammengekommen. 1956 haben wir geheiratet. Da ist das Derndl schon auf die Welt gekommen, bevor wir geheiratet haben. Das war nicht schön. Die Mutter hat nicht geschimpft, der Vater hat geschimpft, da habe ich schon Schelln bekommen, wie ich schwanger war. Im April ist das Derndl auf die Welt gekommen und im August haben wir geheiratet.  Da war der Pfarrer Fichtl so nett, der hat das geregelt mit dem Bischof, dass ich den heiraten durfte, obwohl der Harry evangelisch war.

Da habe ich Glück gehabt, der Pfarrer hat mich recht gerne mögen, und die Pfarrersköchin hat mich auch mögen. Die hat gesagt, der Beppe macht das schon. Wir haben dann in der St. Anna Kirche geheiratet.

Und dann waren wir nicht ganz zehn Jahre verheiratet, da hat mein Mann seinem Leben ein Ende gemacht. Er hat so viel Zucker gehabt, das hat kein Mensch gewusst. Er war auf Montage, die haben Elektromasten aufgestellt. Ich bin putzen gegangen, anders wäre es nicht gegangen, weil ich drei kleine Kinder gehabt habe. Die Zeit, wo ich abends putzen gegangen bin, habe ich eine alte Frau gehabt, die Frau Dürrmeier, die hat mich recht gerne mögen. Die hat auf die drei Kinder aufgepasst, bis ich wieder gekommen bin. Ich habe in einem Lebensmittelladen, Stockhammer, geputzt, die kannte ich noch aus meiner Kindheit.  Früher haben da meine Leute Milch hingeliefert.

Als mein Mann gestorben ist, hat der Pfarrer Fichtl eine schöne Predigt gehalten, und im Friedhof hat er ihn beerdigt, neben der Kapelle war sein Grab. 20 Jahre lang habe ich sein Grab gepflegt. Ich habe selbst nichts gehabt, da haben sie mir die schönen Knollenbegonien vom Grab gestohlen. Ein paar Mal haben sie mir das Grab abgeräumt, so etwas tut man nicht.

ZWEITE EHE

Meinen zweiten Mann habe ich immer davongehaut, also abblitzen lassen. Der war aus einem Dorf im Bayerischen Wald und hat sich bei der Raffinerie gemeldet, die haben ihn genommen, dann war er in Gelsenkirchen und dann hier in Neustadt. Ich habe in der Wirtschaft, im Storchenwirt, ausgeholfen, die Wirtsleute haben mich immer geholt und heimgefahren. Die Kinder waren im Bett, eine alte Frau hat aufgepasst auf sie.

Er war im Storchenwirt mit seinen Arbeitskollegen, und dann ist er mir immer nach zu meiner Wohnung im alten Schulhaus und hat mir geblärrt, also gerufen. Dann habe ich das Fenster zugemacht, aber im Sommer war es dann warm. Mach mir auf, hat er gerufen. Das haben die unteren auch gehört. Ich habe ihm erzählt, Kinder bekomme ich keine mehr, dass du das auch gleich weißt. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich dich will. Ich will keinen Mann mehr, ich will nicht heiraten. Ja warum nicht, du bist doch noch so jung, hat er gesagt. Ich bin auch allein. Dann habe ich ihn halt genommen.

Aber das habe ich nicht bereuen brauchen. Das war ganz ein guter Kerl. Vor allem Dingen, der hat die drei Kinder so angenommen. Da war er gleich Feuer und Flamme. Er war lustig. Die haben abends gespielt, Monopoly, das hat mich genervt, das hat so lange gedauert, stundenlang. Da habe ich gebügelt, geflickt. Da hast du nichts gehabt, da hast du flicken müssen. Die Nähmaschine habe ich mir selbst beigebracht.

Wir hatten im Schwaigfeld eine Werkswohnung. Deshalb haben wir eigentlich geheiratet, weil wir die Wohnung wollten. Entweder heiraten oder keine Wohnung. Das war 1967 so. Drei Kinder, acht Enkel, elf Urenkel habe ich.

SCHICKSALSCHLAG

Mein jüngster Sohn ist 2022 gestorben, der hat es erst gemerkt, als es schon zu spät war.  Ich dachte, mich trifft der Schlag. Und mein Mann ist vor 5 Jahren gestorben. Er ist vom Zimmer raus, fällt um und ist tot. Sekundentod. Und ich war zu der Zeit selbst im Krankenhaus. Und dann war es aus. Dann habe ich nicht mehr gehen können. Dann konnte ich nicht mehr heim.  Seither bin ich hier im Altenheim St. Josef in Neustadt. Wie es mir jetzt geht? Ich sitze im Rollstuhl. Jetzt löst sich bei mir die Netzhaut auf. Wenn ich rausschaue, denke ich, es ist Winter, da ist Schnee.

ENGEL ALS ANDENKEN

Die Engerl das sind meine wichtigsten, die Bozener Engel. Der bedeutet mir am meisten, der kleine Engel. Den habe ich von einer Bad Gögginger Pfarrersköchin, die habe ich ehrenamtlich betreut, bis sie gestorben ist.  Wir waren ein Herz und eine Seele, auch ihr Neffe, die haben sich so gefreut, weil es bei der Tante so sauber war. Ins Maurer Moos bin ich mit ihr oft, an eine Bank, da habe ich allerweil etwas zum Essen und zum Trinken mitgenommen. Das hat ihr so gefallen. Da sieht man, wie man die Leute glücklich machen kann mit ein bisschen Zeit. Und den großen Bozener Engel habe ich von meiner Mitbewohnerin, meiner Freundin hier im St. Josef. Sie wollte, dass ich ihn nach ihrem Tod bekomme und darauf achtgebe. Meine Enkelin bekommt das einmal und wird gut darauf aufpassen.

Ludwig Reng sen.: eine Neustädter Erfolgsgeschichte

Ludwig Reng: Die Geschichte mit Fotos zum Nachlesen (PDF-Dokument, 2,10 MB, 19.02.2025) (PDF-Dokument, 2,10 MB, 19.02.2025)

Ludwig Reng Senior, geboren am 03.08.1946

 Schon als Schüler hat er Radios repariert – im Keller der alten Neustädter Schule – heute blickt er als Gründer eines in der Elektrobranche tätigen Unternehmens mit 450 Beschäftigten auf drei Standorte – so beginnen eigentlich amerikanische Erfolgsstorys. Dies ist tatsächlich eine Neustädter Erfolgsgeschichte, die Geschichte von Ludwig Reng senior, der eine Kindheit im durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Neustadt an der Donau erlebte und sich durch Können und Fleiß emporgearbeitet hat.  

Es ist gewiss, Ludwig Reng hat viel zu erzählen, also lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
„Ich bin Ludwig Reng, in Neustadt geboren. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit meiner Mutter als kleiner Bub zum Einkaufen gegangen bin. Und die Häuser waren zerbombt. Wenn ich das sage, dann kommen mir die Tränen.“  

Durch die Ruinen liefen sie und die Mutter erzählte von ihren traumatischen Erlebnissen. Zum Beispiel, als Neustadt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges stark umkämpft war, da war die Mutter von Ludwig Reng mitten in der Schusslinie am letzten Anwesen vor der Donaubrücke im Ortsteil Wöhr. In einem Erdkeller harrte sie mit ihren Töchtern aus, ein „amerikanischer Soldat hat reingeschossen. Vier Tote hat es gegeben, aber meine Mutter und die Schwestern haben es überlebt. Die Amerikaner sind nicht rübergekommen, drei Mal haben sie es versucht, 500 Tote gab es bei den Amerikanern. Sie sind dann über Eining rüber. Das hat meine Mutter immer sehr emotional erzählt“, sagt Ludwig Reng. Er muss eine kurze Pause im Gespräch machen, die Erinnerung macht ihm zu schaffen. Über das Thema hat er Zeitzeugen befragt und einen Videofilm darüber produziert.

Dann erzählt er weiter: Nach dem Krieg habe sein Vater, ein gelernter Elektriker, mitgeholfen, dass die Häuser in dem zerstörten Neustadt wieder mit Strom versorgt wurden. Die Familie konnte, da der Vater dann nicht nur als Elektriker, sondern auch als Hausmeister in der Schule arbeitete, im Schulhaus in die Tiefparterre-Wohnung, also die Kellerwohnung, einziehen. „Ich bin ein Kellerkind“, scherzt Reng. Und erinnert sich an eine gute Zeit als Tüftler an kaputten Elektrogeräten, die sein Vater dort unten nebenher für die Neustädter Bürger richtete und so etwas dazuverdiente.

Denn auch das wird im Gespräch deutlich: Der spätere Firmengründer Reng und honorige Bürger dieser Stadt kommt aus einfachen Verhältnissen. Er konnte daher, obwohl begabt, aus finanziellen Gründen nicht studieren und musste sich mit dem Hauptschulabschluss zufriedengeben. Jedoch, dass es möglich ist, sich mit Fleiß und Können emporzuarbeiten, das zeigt sein weiterer Lebensweg.

Vielleicht ist die kupferne Turmkuppel, die beim Abriss des alten Neustädter Schulhauses zerstört worden wäre, ein Symbol, eine Erinnerung an den Aufstieg. Er hat sie jedenfalls gerettet. Heute ziert sie den neuen Hauptsitz der Reng-Gruppe im Gewerbepark in Neustadt an der Donau.

An Vorbildern in Sachen Tatkraft und Können mangelte es Ludwig Reng nicht. Schon der Urgroßvater Josef, 1899 geboren, war Elektromeister. Er war „mit dem Strom“ aus dem Schwäbischen nach Neustadt gekommen, hatte in Bad Gögging und in Deisenhofen ein Wasserkraftwerk eingerichtet und dann Babette Knör, Tochter des Neustädter Schlossermeisters Michael Knör, kennengelernt und geheiratet. Josef machte sich selbstständig, sieben Kinder hatte das Paar. Doch der Elektromeister starb mit nur 33 Jahren und seine Witwe stand mit der Kinderschar allein da.       „Die Urgroßmutter musste die Familie durchbringen.“ An eine Weiterführung des kleinen Elektrounternehmens Reng war da nicht zu denken. Erst Jahrzehnte später sollte der Enkel das Vorhaben wieder aufgreifen.

Anfang der 60er-Jahre begann nämlich der Urenkel von Josef, unser besagter Ludwig Reng, eine Lehre bei der Firma Bosch in Regensburg und zeigte sich so talentiert, dass er schon als Lehrling die Radio- und Fernsehwerkstatt der Firma leiten durfte. Anfang der 60er-Jahre war das, der Chef der Werkstatt war ausgefallen, und dem jungen Reng traute man diese Führungsposition zu – und er sich selbst auch. Er wurde Elektromechaniker. 1967 machte er die Meisterprüfung als Radio- und Fernsehtechniker und 1969 als Elektromeister.  „Blutjung“, mit 19 Jahren, wie er sagt, wollte er eigenständig sein mit einem kleinen Elektroladen: „Diese Vision hat mir der Vater schon eingeprägt, weil auch der Großvater schon selbstständig war.“

Doch vor seinem Traum von der Unabhängigkeit galt es, ein Hindernis zu beseitigen. Ludwig war mit 19 Jahren noch nicht volljährig, also nicht voll geschäftsfähig (damals war man erst mit 21 Jahren offiziell erwachsen). So musste er die vorzeitige Volljährigkeit beantragen. Der zuständige Beamte am Amtsgericht Abensberg, wo er diese mit Einverständnis seiner Eltern beantragte, gratulierte ihm anschließend mit den Worten: „Nun können Sie heiraten.“ Wie Reng im Gespräch erklärt, war ein schwangeres Mädchen im Hintergrund früher oft der Grund, weshalb sich Menschen vorzeitig für volljährig erklären ließen. Aber so war es nicht bei dem angehenden Jungunternehmer. Er ging quasi mit seiner Firmenidee schwanger, berufliche Selbstständigkeit war sein Bestreben. Und so kam es auch.

Am 1. Januar 1965 eröffnete er ein kleines Geschäft in der Dr.-Balster-Straße. „Ich war in der Gegend der Einzige, der Radios und Fernseh-Apparate reparieren konnte. Da bin ich überall umhergefahren und habe die Geräte repariert. Auch für die Kollegen, die Fernseher verkauft haben.“     

Ein VW-Bus diente als mobile Werkstatt. Ein schönes Foto zeugt von dieser Zeit. Nicht nur die fahrende Werkstatt entwickelte sich zum Erfolg.

Der Laden in Neustadt florierte ebenso, auch dank der Hilfe seiner Frau Gertraud, wie Ludwig Reng im Gespräch wichtig ist zu betonen. Es wurde also an einen Ausbau gedacht. Annemarie, eine seiner vier Schwestern, half zudem zu Beginn seiner Selbstständigkeit im kaufmännischen Bereich mit. 1971 zog das Geschäft in die Herzog-Ludwig-Straße. Es wurde bald wieder zu eng, sodass man 1985 an den Stadtrand in das neu ausgewiesene Gewerbegebiet in die Donaustraße aussiedelte. In der Energiekrise der 1970er-Jahre entwickelte Reng Wärmepumpen, etwa 500 Stück im Jahr produzierten sie davon, „Rewa“, so hieß das Produkt (Reng Wärmepumpenanlage). Doch das Öl als Heizstoff wurde dann so billig, „11 Pfennig“, da baute keiner mehr eine Wärmepumpe ein, und so musste Reng das Angebot einstellen.

Doch das restliche Geschäft lief sehr gut. Aus „Radio Reng“ wurde mit dem Umzug an die Donaustraße 1986 das „Elektro-Zentrum Reng“. Auch in Kelheim streckte man die Fühler aus und übernahm „Elektro Reithmeier - Installation und Verkauf“, und siedelte sich an der Schäfflerstraße an. Die Einkaufsgenossenschaft umfasste „Expert Technik und Verkauf“ mit einem nahezu europaweiten Einkauf.

Zugleich machte sich Reng in Neustadt unentbehrlich: Als in den 1960er- und 1970er-Jahren die Raffinerie in Neustadt gebaut wurde, holten sie Ludwig Reng, wenn eine Schweißmaschine kaputtgegangen war, um zu reparieren. Diese Kontakte nutzte der gewiefte Jungunternehmer - und machte sich daran, die Beziehungen zur Raffinerie sukzessive auszubauen. Große Firmen wie Audi und BMW, Infineon, Osram und Continental zählen inzwischen zu den Kunden der Reng Gruppe. Die Arbeit, die seine Unternehmensgruppe leistet, ist vielfältig: Elektrotechnik, Mess- und Regeltechnik und Steuerungen. Beispielsweise bauten sie Prüfstände für BMW-Motorräder in Berlin, Thailand, Südamerika. Oder als Kuriosität: eine Polizeisirene für die Oldtimer-Polizeimotorräder in Libyen. Das kam so: BMW hatte für die königliche Motorradeskorte Sirenen entwickelt. Dann gab es keine Ersatzteile mehr und sie konnten nicht mehr liefern. Der Tüftler Reng wurde gefragt, er untersuchte die Konstruktionsweise der alten Sirenen und baute 150 Stück davon zur Zufriedenheit der Auftraggeber nach. Möglicherweise fahren heute noch in Libyen Motorräder mit Reng-Sirenen umher.

Spezialisten sind die Mitarbeiter der Firma Reng auch für Explosionsschutz für Tankanlagen bei Audi, sie übernehmen Sicherheitsarbeiten, Elektro-, Mess- und Regeltechnik in der Raffinerie Neustadt und Vohburg, erstellen Steuerungen und Planungen der gesamten Biogasanlagen für ehemalige LPGs in Ostdeutschland. „Wir haben im Gesamtdeutschland Steuerungen für Biogasanlagen erstellt“, so Reng.

„Viele Lehrlinge von mir arbeiten heute in der Raffinerie und anderen großen Betrieben“, erzählt Reng stolz.  Oft ausgezeichnet als Beste ihres Jahrgangs, die betriebsinterne Schulung bei Reng, noch zusätzlich zur Berufsschule, zahlte sich aus. Weit über 500 Lehrlinge, schätzt Reng, waren es. An seinen ersten Lehrling als Radio- und Fernsehtechniker, den Tröster Georg, erinnert er sich noch gut. Auch der leitende Elektromeister der Stadtwerke Neustadt ist ein früherer Lehrbub. Radio- und Fernsehtechniker, Elektriker – unzählige bildete er aus.

„Den Lehrlingen, wenn ich sie an ihrem ersten Ausbildungstag begrüße“, so Reng, „dann sage ich:  euer Fleiß in euren Jugendtagen wird einst goldene Früchte tragen.“

Es wurde, wie Reng sagt, „viel gearbeitet mit den Mitarbeitern“, aber auch gefeiert.  „Wir haben immer Weihnachtsfeiern und Firmenfeiern gepflegt, das war uns ganz wichtig, der Zusammenhalt. Im Fasching waren wir auch immer sehr aktiv.“  Fasching war einst sehr wichtig in Neustadt, die Firma war gar mit einem eigenen Faschingswagen beim Umzug vertreten. Einmal hat der leidenschaftliche Bastler ein Goggomobil ferngesteuert durch den Faschingszug gefahren. Wenn er dieses Gefährt heute noch hätte, bedauert Reng.

Doch ansonsten will er nicht Trübsal blasen. Er hat viele Schicksalsschläge überstanden. Unter anderem das schlimme Pfingsthochwasser von 1999, vor dem er gewarnt habe und bei dem nach Dammbruch der Donau 700 Häuser und zahlreiche Geschäftsgebäude in Neustadt und Ortsteilen schwer beschädigt wurden, unter anderem das Firmengebäude.  Ein traumatisches Ereignis, dem er zumindest etwas Gutes abgewinnen kann: Er und auch seine Frau Gertraud glauben, dass dies für ihre drei Kinder den Impuls gab, einzusteigen in das Unternehmen und das Lebenswerk zu bewahren und weiterzuführen. Im Dezember 2015 hat Ludwig Reng senior das Geschäft beruhigt in die Hände seiner kundigen Kinder übergeben. Ludwig Reng junior übernahm den technischen Teil der Firma, in dem auch Stefanie beschäftigt ist. Angelika führt die beiden Elektromärkte in Neustadt und Kelheim in die Zukunft. Als Berater wird Reng senior gerne noch hinzugezogen mit seiner langjährigen Expertise.

Schwere Krankheiten hat er auch gut überstanden, sodass er jetzt mit seinen mittlerweile fünf Enkelkindern Zeit verbringen kann. Und sich alte Fotos betrachten kann, vom Neustädter Wirtschaftsförderungsverein, dessen Gründer er war, von der Neustädter Donaupost, einer monatlichen Zeitung, die sie mit Chroniken aus den Ortsteilen füllten und mit Inseraten finanzierten.

„Mir war immer wichtig, dass in dieser Stadt etwas passiert“, erklärt der erfolgreiche Unternehmer Reng sein Engagement. Nicht ohne Grund ist er von der Stadt Neustadt an der Donau mit der Bürgermedaille in Silber ausgezeichnet worden.

Er zeigt Fotos vom Neustädter Stadtfest, das auf seine Initiative nicht nur einmalig 1977 stattfand, sondern seither jährlich. In seinem Flur hängen Bilder von den von ihm ins Leben gerufenen Goaßlschnalzern und vom Trachtenverein, welchen sie auf Rengs Initiative neu gründeten, die Tracht anhand alter Fotos zusammengestellt und vom Bezirksheimatpfleger Eichenseer in Regensburg abgesegnet.

Eine Anekdote wollen wir fast zum Schluss dieser Lebenserzählung noch erwähnen: Die Geschichte von einem bemerkenswerten Bauwerk, das Ludwig Reng senior in Weltenburg und Staubing auf seinem Grundstück aufstellte, zur Freude der Dorfbewohner, denn diese hatten, statt wie bisher keinen oder schlechten Fernsehempfang, plötzlich fünf Programme, die zwei österreichischen und die drei deutschen Sender. Später kamen noch 10 Satellitenprogramme dazu. 30 Meter hoch ragte die Antenne über den Berg. „Ich bin ein Pionier“, sagt Reng. Es gibt dieses Foto, da klettert er hoch hinauf – irgendwie auch ein Symbol für sein Leben. 

Ein Leben, das so ohne die tatkräftige Unterstützung seiner Frau Gertraud nicht möglich gewesen wäre. Sie war die rechte Hand, gelernte Bürokauffrau, machte die Buchhaltung.

Wie hatten sie sich kennengelernt? Sie war immer morgens an seinem ersten Laden in der Dr. Balster-Straße vorbei zur Arbeit beim Haushaltswarengeschäft Kaiser gelaufen. Er sah sie durchs Schaufenster, fand sie prima. Im Fasching funkte es. Sie heirateten jung und wollten sich „etwas schaffen“.  Ein Lebenswerk. Das ist geglückt.

 

Anton Metzger: Anekdoten und Leben

Anton Metzger:
Die Geschichte mit Fotos zum Nachlesen (PDF-Dokument, 8,27 MB, 07.01.2025)

 

Neustadt a.d.Donau hat ihm viel zu verdanken: Dem langjährigen Kreisarchivpfleger, Autor, Vortragenden und ehrenamtlichen Archivar Anton Metzger war nämlich vor 40 Jahren aufgefallen, in welch schlechtem Zustand das uralte Stadtarchiv sich befand. Er nahm sich - selbst äußerst interessiert an alten Büchern - der Sache an und begann, das Archiv vor Spinnweben, Luftfeuchtigkeit und Schimmel zu retten. Heute blickt er auf 40 Jahre aktive Archivarbeit zurück, hat längst selbst angefangen, Geschichte und Geschichten aufzu-schreiben, 15 Bücher und Schriften hat er verfasst, zahlreiche Vorträge zu verschiedenen Themen wie Stadtgeschichte, Neustädter Fasching, Neustadts Persönlichkeiten etc. gehalten und teilt nun auch selbst seine eigenen Erinnerungen. Er macht mit bei dem Zeitzeugenprojekt „Neustadt erzählt“ und deshalb kommt hier jetzt seine Geschichte in eigenen Worten:

Kindheit und Schulzeit

Geboren 1959 in Neustadt a. d. Donau als erstes von 5 Kindern der Familie Metzger.
1962 bauten meine Eltern ein neues Einfamilienhaus in der Nähe des Neustädter Bahnhofs. Dort bin ich im Kreise meiner Familie und den vier Geschwistern aufgewachsen und habe meine Kinder- und Jugendzeit verbracht.

Auch bei meinen Großeltern in Arresting verbrachte ich immer wieder meine Ferien, wenn meine Mutter zu Hause auf dem elterlichen Hof bei ihrem Bruder mitarbeitete. Dort entstand auch mein Interesse an der Heimatgeschichte, wenn mein Opa immer Geschichten von früher erzählte. Gerne bin ich auch mit meinem Großvater bei der Hopfenernte oder anderen Gelegenheiten mit seinem Pferdefuhrwerk mit auf die Felder gefahren. Gemeinsam mit meinen Cousinen spielten wir auf dem Bauernhof und halfen auch immer wieder bei den Arbeiten im Stall oder bei der Ernte mit. Hierbei lernte ich auch sehr viele Arrestinger kennen.

In der Nachbarschaft wohnten mehrere junge Familien mit Kindern, so dass ich schon bald gute Spielkameraden und ein Freundeskreis fand, der teilweise bis heute anhält.

Da mehrere Eltern meiner Kameraden bei der Eisenbahn beschäftigt waren, wurden der Bahnhof und das umliegende Gelände zu unserem Spielplatz. Dort haben wir Fußball gespielt und sind mit unseren Rädern Rennen um die beiden Verkehrsinseln gefahren. Auch beim Rangieren der Güter- und Kesselwagen haben wir immer wieder zugeschaut. Einmal durften wir sogar mit der Dampflok mit zur Erdölraffinerie fahren und wieder zurück.

Auf der kleinen Verladerampe neben dem Bahnübergang haben die Viehhändler Kammerer Michael und Probst Josef immer wieder Rinder oder Schweine auf Viehwaggons zum Weitertransport verladen. Auch von der Bundeswehr wurden bei Manöverübungen am Mauerner See immer wieder Panzer und andere Militärfahrzeuge an der Laderampe be- und entladen. Im gegenüberliegenden Schrankenwärterhäuschen durften wir als Kinder auch mal die Schranken mit auf- und zumachen.

Auf den neben der Bahn verlaufenden Grünstreifen und Baumreihen haben wir uns als Kinder Baumhäuser und Erdbunker gebaut. Später haben wir dort unsere ersten Zeltabenteuer mit Lagerfeuer verbracht.

1966 bin ich zur Schule gekommen. Wir waren ein geburtenstarker Jahrgang mit über 100 Kindern, nur aus Neustadt. Im ersten Schuljahr waren wir drei Klassen. Ab dem 2. Schuljahr gab es nur noch eine Mädchen- und eine Jungenklasse. Wir waren damals 52 Buben in einer Klasse beim Lehrer Gerhard Pesahl. Unser Schulzimmer war aufgrund der Raumnot im Keller des Altbaus. Der spätere Mittelbau und heutige Altbau der Grundschule wurde erst 1969 fertiggestellt.

Nur in der 5. Klasse waren wir dann beim Rektor Hegner im Mittelbau. Die 6. und 7. Klasse waren wir wieder im Keller des Altbaus untergebracht.

In der 8. und 9. Klasse waren wir dann schon im Neubau der Hauptschule, die 1973 eingeweiht wurde.


Berufsausbildung und Arbeit

Nach meiner Schulzeit begann ich zunächst eine Ausbildung zum Mess- und Regelmechaniker, die ich aber aufgrund meiner Behinderung nicht vollenden durfte. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit begann ich 1978 eine Lehre zum Industriekaufmann im Berufsbildungswerk der Rummelsberger Anstalten für Körperbehinderte in Ochenbruck.

Anschließend erhielt ich 1981, durch Unterstützung meines damaligen Hausarztes und 2. Bürgermeister Walter Strobl, eine Anstellung bei der Stadt Neustadt a.d.Donau, da sie eine Behindertenstelle neu besetzen mussten. Zu meinen Aufgaben gehörten damals die Telefonvermittlung, die Poststelle, die Registratur, landwirtschaftliche Zählungen (wie die Bodennutzungserhebung und die Viehzählungen) sowie die Mitarbeit im Einwohnermeldeamt.
Hier gleich noch zwei Erlebnisse zu den landwirtschaftlichen Statistiken. Als ich 1982 das erste Mal nach Arresting kam und die dortigen Bauern beim Ausfüllen der Fragebögen nach dem Namen fragte, sagten diese „kennst` mi etwa nicht?“, da ich ja den meisten noch aus meiner Kindheit bekannt war. Gekannt hatte ich fast alle, aber nur mit dem „Hausnamen“, da sich die Leute früher nur mit diesen gegenseitig in der 3. Person, z.B.: „Du Meßner (mein Onkel) hat’s es scho ...“ angesprochen hatten, doch dieser stand nicht auf meinen Unterlagen.

Bei einem Landwirt dachte ich einmal, dass der Zweite Weltkrieg noch nicht zu Ende sei, da er mir bei der Viehzählung seinen Schweinebestand, der wie damals noch zum Teil üblich auf verschiedene Gebäude verteilt war, zusammenzählte und angab. Hierbei fragte ihn sein kleiner Sohn „Du Papa, was ist dann mit denen im Stadel hinten?“ Darauf antwortete er „Sei stad Bua, de san scho dabei.“

Archiv und Heimatgeschichte

Auf Grund meines Interesses an der Heimatgeschichte kümmerte ich mich schon bald neben der Registratur auch um das historische Stadtarchiv, das in einem Dornröschenschlaf vor sich hinschlummerte.

Bei meiner ersten Besichtigung des Archivs mit dem damaligen Standesbeamten Karl Rieger im Keller des Rathauses waren die Akten und Regale zum Teil mit Spinnweben behangen, die ich erst einmal abkehrte. Eine meiner ersten Tätigkeiten im Stadtarchiv war, dieses vor einem weiteren Schimmelbefall, der bereits teilweise eingetreten war, zu bewahren und zu befreien. Hierzu wurde zuerst der bis dahin offene Kellerabgang vom Archiv zum Keller unter der St. Anna-Kirche zugemauert und mit einer Stahltüre verschlossen. Zusätzlich wurde noch ein Luftentfeuchter angeschafft, der bis zum Umzug des Stadtarchivs vom Rathaus zum Storchenwirt in Betrieb war.

Im Laufe der Jahre habe ich mich immer mehr in die Geschichte unserer Stadt eingelesen und eingearbeitet. Ab Mitte der 1980er-Jahre habe ich dann auch mehrere Festschriften für Vereinsjubiläen geschrieben. Von 1999 bis 2019 habe ich als ehrenamtlicher Dozent jährlich mehrere Vorträge zur Stadtgeschichte ausgearbeitet und Ausstellungen organisiert.

  • Gründung der Stadt Neustadt a.d.Donau
  • Neustadt in alten Ansichten
  • Die Donau – Ein Fluss und seine Brücken
  • Neustädter Brauereigeschichte
  • Neustädter Persönlichkeiten, denen Straßen gewidmet wurden
  • Neustadt im Dritten Reich
  • 60 Jahre Kriegsende – Kampf und Zerstörung von Neustadt im April 1945

Eine meiner größten Ausstellungen haben Eduard Albrecht und ich gemeinsam 1993 unter dem Motto „Vom Neandertaler zum Bajuwaren“ organisiert, bei der wir insgesamt rund 140 Originalfundstücke von der Altsteinzeit bis zur bajuwarischen Landnahme im 6./7. Jahrhundert im Sitzungssaal des Rathauses ausgestellt hatten. Alle meine Projekte an Chroniken, Kirchenführern und geschichtlichen Beiträgen an dieser Stelle zu erwähnen würde den Rahmen des heutigen Abends sprengen.

Vielleicht an dieser Stelle noch eine Anekdote, die mir 1989 der „Leixner-Bauer“ von Hienheim bei der Erstellung der Festschrift für die Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Hienheim erzählte:
Als sie 1931 nach der Hochzeit das elterliche Anwesen renovierten und im Wohnhaus eine Mauer abbrachen, hatten sie einen eingemauerten Schrank entdeckt. Auf die Frage, was denn darinnen war, sagte er, „dass es lauter Papierrollen mit runden Plätscharen, vermutlich Wachssiegel, waren. Als ich weiter wissen wollte, was er damit gemacht hat, sagte er, dass sie diese aus dem Fenster geworfen und unten im Kartoffeldämpfer verheizt hatten. Hierbei wurden vermutlich wertvolle Urkunden zur Hienheimer Geschichte verbrannt, die wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg von damaligen Hofmarksherren eingemauert wurden, um sie vor den Schweden zu retten.

Erwähnen möchte ich noch meine 25-jährige Tätigkeit als ehrenamtlicher Kreisarchivpfleger des südlichen Landkreises Kelheim, für die mir 2011 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff verliehen und vom Landrat Dr. Hubert Faltermeier überreicht wurde.

Über eine weitere große Auszeichnung konnte ich mich 2024 im Sommer mit der Verleihung der Bürgermedaille in Gold der Stadt Neustadt a.d.Donau erfreuen, mit der mein soziales Engagement in zahlreichen Ehrenämtern und für die Heimatgeschichte gewürdigt wurden.


Vereine und Ehrenämter

Als Jugendlicher bin ich bereits 1973 mit 14 Jahren zur Jugendfeuerwehr gekommen, der ich bis heute noch als Ehrenmitglied treu bin. Es waren schöne Zeiten, an die wir uns noch heute gerne erinnern, vor allem die damaligen Jugendzeltlager in Weltenburg und Riedenburg, bei denen meine Kameraden und ich auch mit „A Standl da Minna …“ und „Da Bräu is a Guada …“ zwei Lieder getextet und vorgetragen haben.

Zu dieser Zeit war die Feuerwehr noch im Rathaus untergebracht. Zur Alarmierung musste man entweder bei der Polizei oder beim damaligen Gasthof zur Post anrufen. Der Wirt Andreas Erdl ging dann über die Straße, um am Rathaus die Sirene auszulösen und das darin befindliche Gerätehaus aufzusperren. Wenn die ersten Feuerwehrkameraden ankamen, rief er lautstark: „Wo bleibt’s ’n so lang, brenna duats!“

Ab 1985 war ich auch lange Jahre bei der DLRG aktiv. Hier hatte ich 25 Jahre die Vereinskasse geführt und beim Neubau der Wachstation aktiv mitgearbeitet. Seit 2010 bin ich Kassenprüfer. 2018 durfte ich das neue Rettungsboot „Anton“ auf meinen Namen taufen.

Daneben war ich noch 30 Jahre Mitglied im Pfarrgemeinderat und bin bei zahlreichen weiteren Vereinen und Organisationen wie z.B. der CSU und dem VdK aktiv, die ich aber hier nicht alle erwähnen kann. Besonders am Herzen liegt mir auch die Städtepartnerschaft mit Recoaro Therme, an deren Treffen ich mich seit 1989 immer wieder beteiligte und auch schon zwei Bücher dazu geschrieben habe.


150 Jahre Eisenbahn

Zum Abschluss meiner Lebenslinien möchte ich nun noch einige Beiträge zur Heimatgeschichte erzählen.

Nach dem ich meine Kindheit am Bahnhof verbrachte und die Eisenbahnlinie Ingolstadt – Regensburg heuer vor 150 Jahren eröffnet wurde, möchte ich mit ihr beginnen:
Die erste deutsche Eisenbahn wurde 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits 1840 wurde die Eisenbahnlinie Augsburg–München fertiggestellt. Weitere Strecken wurden von Augsburg nach Donauwörth, von Nürnberg nach Bamberg, von Donauwörth nach Nürnberg usw. gebaut.

Erstmals bezeichnete Minister von Abel eine Bahnlinie von Ulm donauabwärts bis Schärding 1846 als eine der notwendigsten Strecken des bayerischen Eisenbahnnetzes. 1852 wies das Kriegsministerium auf die militärische Wichtigkeit einer Bahnverbindung Regensburg–Ingolstadt–Donauwörth hin, um die Festung Ingolstadt in das Bahnnetz einzubeziehen.

Konkrete Bemühungen zum Bau einer Donautalbahn setzten aber erst 1860 ein.
Dies war 1861 der Anstoß für ein Schreiben aus Dillingen an den Magistrat von Neustadt, die Initiative der genannten Städte zu unterstützen. Die Magistrate der Städte Abensberg, Neustadt und Vohburg verfassten daraufhin am 23. Mai 1861 eine gemeinsame Bittschrift an die Abgeordnetenkammer, in der sie sich der Bitte der oberen Donaustädte anschlossen, um „von den großen Verkehrsmitteln der Neuzeit nicht ferner ausgeschlossen zu werden“. Gleichzeitig wiesen die drei Bittsteller auf ihre besonderen wirtschaftlichen Verhältnisse hin und betonten, dass der Hopfen der „Hauptproduktions- und Handelsartikel hiesiger Gegend“ sei und die Hopfenmärkte von vielen besucht werden. Dieses Erzeugnis werde in Abensberg und Neustadt gesammelt und könnte „nirgends leichter, schneller und billiger“ transportiert werden „als auf dem Schienenwege“. Auch Getreideanbau, Steinbrüche, Torf und Holz aus den Staatsforsten wurden als wichtige wirtschaftliche Faktoren aufgeführt. Auch der „Personenverkehr hätte sich erheblicher Ausdehnung zu erfreuen“. Bei der Trassenführung hielten Neustadt und Vohburg vorerst zu Abensberg, „denn es lässt sich die Richtung der Bahn von Neustadt aus schlechthin anderswohin nicht führen“ als über Abensberg, da die Weltenburger Enge ein Hindernis sei.

Auch in Regensburg fand der Gedanke einer Donautalbahn Gefallen, denn es konnte dadurch seine Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt stärken. Im Juni 1862 trafen sich Vertreter der Städte Neuburg, Rain, Donauwörth, Höchstädt, Dillingen, Lauingen, Gundelfingen, Regensburg, Kelheim, Abensberg, Neustadt und Vohburg in Regensburg und gründeten ein „Comite für den Bau einer Eisenbahn an der oberen Donau“. Zwar wurde die dem König vorgetragene Bitte zunächst abgelehnt. Erst 1869 sprach sich die Kammer der Abgeordneten für den Bau der Strecke Regensburg-Ingolstadt-Donauwörth-Neuoffingen aus.

Noch kurz vor dieser Baugenehmigung stieg Neustadt in Bezug auf die Streckenführung aus dem gemeinsamen Boot mit Abensberg aus. Vermutlich empfand es die Nachbarstadt als starken Konkurrenten und hatte Bedenken, eine eigene Bahnstation zu erhalten. Sicherer erschien der Stadt ein Anschluss dann, wenn die Strecke über Weltenburg und Kelheim geführt würde. Deshalb verfasste der Magistrat am 2. Januar 1869 eine Eingabe an die Regierung und legte dar, dass die Trassenführung über Abensberg um zwei Poststunden länger sei und somit teurer werde, auch wenn bei Weltenburg ein Tunnel gebaut werden müsse. Hierbei wurde auch auf die höheren Unterhaltungs- und Betriebskosten hingewiesen. Der Magistrat hob aber auch die verkehrsmäßige und wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt in Bezug auf den Hopfen- und Getreidehandel sowie den Personenverkehr hervor. Der Antrag verfehlte seine Wirkung für einen Bahnhof in Neustadt nicht. Aber auch Abensberg hatte erfolgreich um einen Anschluss gekämpft.

Nach fünf Jahren Planungs- und Bauzeit wurde 1874 die Bahnstrecke von Regensburg nach Donauwörth fertiggestellt. Die offizielle Eröffnung der Strecke von Ingolstadt nach Regensburg erfolgte am 16. Juni 1874. An der Einweihung nahmen hochrangige Vertreter der Ministerien, der Generaldirektion der Verkehrsanstalten, der Kammer der Reichsräte und Abgeordneten teil. Der erste Zug – ein Sonderzug – fuhr gegen 11:30 Uhr in den festlich geschmückten Bahnhof ein. Damit hatte auch für Neustadt das Industrie- und Eisenbahnzeitalter begonnen.

Erster Bahnhofsvorsteher in Neustadt war der Eisenbahnoberexpeditor Ludwig Stoll. Er erhielt 1899 „in Anerkennung seiner ersprießlichen 25-jährigen Tätigkeit als Vorstand der hiesigen kgl. Bahnstation einstimmig das Ehrenbürgerrecht in der Stadtgemeinde Neustadt a. d. Donau verliehen“.
Die Strecke von Ingolstadt nach Donauwörth wurde am 15. August 1874 eröffnet. Mit der Eröffnung der Linie von Donauwörth nach Neuoffingen in den Jahren 1876/77, die bei Neuoffingen in die Linie Augsburg-Günzburg-Ulm einmündet, bestand somit eine durchgehende Donautalbahn von Regensburg bis Ulm. Die Donautalbahn ist von Regensburg bis Ulm 204 km lang.

Die Bahnstrecke von Regensburg nach Ingolstadt ist 73,4 km lang. Sie hatte bei der Eröffnung folgende Bahnhöfe und Haltestellen: Regensburg (Hbf) – Prüfening – Sinzing – Matting – Gundelshausen – Poikam – Bad Abbach – Saal – Thaldorf/Weltenburg – Arnhofen – Abensberg – Neustadt – Münchsmünster – Vohburg – Ernsgaden – Manching – Ingolstadt (Hbf). Die Anschlussbahn von Saal nach Kelheim, die besonders für den Kanalverkehr wichtig war, wurde 1875 fertiggestellt.

An dieser Stelle möchte ich noch eine Geschichte über den ehemaligen Bahnhofsvorsteher Thomas Rösl, der 1971 verstorben ist, erzählen. Sein Wohnhaus war unmittelbar neben dem Bahnhof, gegenüber der Firma Siemens. Er hatte einen großen Obstgarten und da mein Vater ihm als Nachbar immer wieder bei Arbeiten im Garten oder am Haus behilflich war, bekamen wir als Kinder auch hin und wieder frisches Obst oder einen Apfelsaft von ihm und seiner Frau. Als ihm sein Sohn (Thomas Rösl war damals schon über 90 Jahre alt) die Luft aus dem Fahrrad ließ, damit er nicht mehr fahren konnte, kam der alte Rösl zu uns und bat meinen Vater, ihm wieder Luft aufzupumpen. Auf die Frage, ob er denn ein Loch gefahren sagte er, nein, sein Sohn Albert, „der Lausbub“, habe ihm die Luft ausgelassen. Daraufhin sagte mein Vater, er solle sich von seinem „Lausbuben“ das Rad wieder aufpumpen lassen. Besagter Lausbub war damals selbst schon im Rentenalter!

Im Weiteren möchte ich noch kurz über zwei Großbrände am Bahnhof berichten, bei denen ich als Zentralist in der Feuerwache mit im Einsatz war:


Brände am Bahnhofsgelände

02.04.1982 Kesselwagenbrand am Bahnhof. Bei einem Rangiermanöver prallte eine schwere E-Lok auf einen mit 80.000 Liter Superbenzin beladenen Tankwagen. Durch den Aufprall entgleiste die E-Lok teilweise und schlug den Kesselwagen leck. Das auslaufende Benzin fing sofort Feuer, das auch auf die Lokomotive übergriff. Durch Abkühlen des brennenden Kesselwagens mit Wasserwerfern und Strahlrohren konnte eine mögliche Explosion verhindert werden. Ein auf dem Nachbargleis stehender Kesselwaggon mit Propangas wurde mit einer Seilwinde aus dem Gefahrenbereich entfernt. Von den vermutlich 10.000 Liter Benzin, die ins Erdreich versickerten, gelangte ein Teil in die städtische Kanalisation, wie erst Stunden später bemerkt wurde, als das Benzin schon ca. 20 cm hoch in der Kläranlage stand. Durch die aus der Kanalisation aufsteigenden Dämpfe stand Neustadt für Stunden auf einem Pulverfaß. Die Kanalisation wurde durch die eingesetzten Feuerwehren entlüftet und mit Wasser gespült. Das Benzin-Wasser-Gemisch wurde durch eine Spezialfirma abtransportiert und in Raffinerien entsorgt.

11.03.1998 Das BayWa-Lagerhaus am Bahnhof in Neustadt a.d.Donau fiel einem Großbrand zum Opfer. Gegen 3.50 Uhr früh war der Brand ausgebrochen. Die Feuerwehren aus Neustadt a.d.Donau (50 Mann), Bad Gögging (16 Mann) und Abensberg (25 Mann) hatten den Brand rasch unter Kontrolle. Der Löschangriff auf den in Vollbrand stehenden Dachstuhl erfolgte über zwei Drehleitern. Günstig für die Brandbekämpfung waren der naheliegende Löschwasserbehälter und die eisige Kälte. Gegen 7.30 Uhr waren alle Glutnester gelöscht. Zur Sicherheit der Feuerwehrleute wurde der Bahnverkehr eingestellt und die Oberleitungen abgeschaltet. Der komplette Bahnhofsplatz musste wegen völliger Vereisung (gefrorenes Löschwasser) mit Streusalz aufgetaut werden. Der Einsatz dauerte insgesamt neun Stunden.
In dem Lagerhaus waren Weizen, Gerste und Sojaschrot gelagert. Der Sachschaden wurde von der Polizei auf ca. 900.000 DM geschätzt. Davon entfielen rund 600.000 DM auf das 30 mal 15 Meter große Gebäude und ca. 300.000 DM auf die Lagerbestände. Das Lagerhaus wurde nach dem Brand nicht mehr aufgebaut und der Betrieb zum 01.07.1998 aufgegeben.
Eine zunächst vermutete Brandstiftung wurde nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei ausgeschlossen und ein technischer Defekt als Ursache angenommen.

Darüber hinaus könnte ich noch über viele Brandeinsätze und Unglücksfälle aus meiner über 40-jährigen aktiven Dienstzeit bei der Feuerwehr, wie z.B. den Brand beim Hobelwerk Pfleiderer 1983 oder der Diskothek P1 am Faschingsdienstag 2006 berichten.
Oder das Pfingsthochwasser 1999, bei dem ich gemeinsam mit Birgit Attenberger die ersten Tage fast rund um die Uhr in der Funkzentrale im Einsatz war. Insgesamt wurden bei der Katastrophe über 700 Wohnhäuser und zahlreiche Gewerbebetriebe überflutet.

Da nach dem Dammbruch am Pfingstmontag auch zahlreiche Neugierige und Schaulustige mit den Rettungsboten der Bundeswehr zum Schwaigfeld fahren wollten, wurde ich als Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes zum sog. Ölhafen beim damaligen Super 2000 in die Herrnstraße abgeordnet, um die Anwohner des Schwaigfeldes und deren Angehörige oder Helfer zu identifizieren, um die Schaulustigen abzuhalten.


Prof. Dr. Franz Xaver Schnittmann

An dieser Stelle möchte ich gleich noch einige Anekdoten zum ehemaligen Ruhestandspriester und Universitätsprofessor Dr. Franz Xaver Schnittmann (1888 – 1976) erzählen, den ich noch persönlich und als Ministrant kannte.

Dieser erklärte 1964 in einen Brief den kompletten Stadtrat und den Bürgermeister für „tollkühn und verwegen“, als sie das Schwaigfeld als Baugebiet auswiesen und dort in das sumpfige Gebiet des Mauerner Mooses „Hochhäuser nach amerikanischem Vorbild“ gebaut wurden. Denn seiner Meinung nach war man auch, trotz der Hochwasserfreilegung von 1956 bis 1959, keineswegs für immer vor Überflutungen sicher. Wobei er nicht ganz Unrecht hatte, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Legendär sind auch einige Anekdoten über den „Högl-Pfarrer“, wie Professor Schnittmann im Volksmund genannt wurde:
So soll er am Mauerner Kiesweiher einen Frosch untersucht haben und diesen anschließend in seine Hosentasche gesteckt haben und stattdessen seine goldene Taschenuhr in den Weiher geworfen haben.
Im Fasching hatte er einmal bei der Predigt über das lasterhafte Treiben auf der Tanzfläche im seinen Wohnhaus gegenüberliegen Attenbergersaal gewettert: „Da stehen sie auf dem Tanzboden reiben sich die Bäuche und treiben Unkeusches.“


Die Firma Siemens

Gegenüber dem Bahnhof befand sich die Firma Siemens, die sich 1960 in Neustadt a.d.Donau ansiedelte. Die Gebäude hatte kurz vorher der Zahnarzt und Bürgermeister Dr. Otto Schopf (1907-1993) errichtet, der hier eine Produktion von Dentalinstrumenten und Apparaten betrieb und dann die Gebäude an die Fa. Siemens vermietete. Die Fabrikgebäude wurden in den folgenden Jahren immer wieder erweitert, sodass hier zu Spitzenzeiten bis zu 400 Leute arbeiteten.

Auf Vorbestellung wurden die Mitarbeiter von dem nahegelegenen Tante-Emma-Laden der Familie Braml, von der Seniorchefin Frau Hirsch mit dem Zwieradler, mehrmals am Tag mit Brotzeit beliefert.

Die meisten Beschäftigten waren Frauen, die auch teilweise mit Omnibussen zur Arbeit gefahren wurden. Es gab auch eine sogenannte Hausfrauenschicht für Mütter mit Kindern. 1984 wurde der Betrieb eingestellt und die letzten Mitarbeiter erhielten eine Beschäftigung in Regensburg.
 

Ahnen- und Familienforschung

Ein weiteres großes Hobby und Steckenpferd ist die Familienforschung, mit der ich mich auch schon seit ca. 30 Jahren beschäftige. Hier konnte ich meine Vorfahren der Familie Metzger bis 1559 und der Familie Ferstl (meiner Mutter) bis um 1600 zurückverfolgen.


Ruhestand

Auch jetzt im Ruhestand versuche ich immer wieder Beiträge zur Heimatgeschichte zu erstellen. Aktuell befasse ich mich mit dem Pfarrer Josef Reindl.
Pfarrer Josef Reindl, wurde am 08.06.1873 in Kelheim, als Sohn des Schreiner-meisters Joseph Reindl geboren. Er wurde 1898 zum Priester geweiht und war von 1901 bis 1906 Kooperator in Neustadt a.d.Donau. Anschließend Kaplan in Wolnzach. Später war Pfarrer in Vohburg (1913-1922), Sandelzhausen (1922-1932) und Sallach (1932-1941). 1946 ist er in Erding verstorben. Josef Reindl war ein begnadeter Historiker und hat zahlreiche heimatgeschichtliche Werke veröffentlicht, wie 1935 ein Buch zur 100-jährigen Geschichte der Eisenbahn in Bayern, oder 1936 das Buch „Bad Gögging - Geschichte und Führer“. Er soll auch sehr musikalisch gewesen sein. Während seiner Zeit in Neustadt wurden vom Katholischen Gesellenverein (heute Kolpingfamilie), dessen Präses er war, mehrere Oratorien, (Bühnenaufführungen mit religiösen, musikalisch-drama-tischen Handlungen in mehreren Akten), wie

  • 20.09.1902 „Bonifatius“
  • 08.12.1903 „Das Leben der Hl. Elisabeth“
  • 06.11.1904 „Unsere Liebe Frau v. Siege“

mit großem Erfolg aufgeführt.

Vom 11. bis 14.08.1905 feierte der Katholische Gesellenverein unter großer Anteilnahme der Bevölkerung seine erste Fahnenweihe.


Der Pumuckl und Neustadt

Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch kurz erklären, was der „Pumuckl“ mit Neustadt zu tun hat. Die Schriftstellerin Ellis Kaut ließ in den 1950er-Jahren in München von einem Schreinermeister Adolf Nadler ein Bücherregal anfertigen. Dieser war ihr dann das Vorbild für den „Meister Eder“ in „Meister Eder und sein Pumuckl“. Der Schreiner Adolf Nadler (1904-1967) war ein gebürtiger Neustädter und ist im Krähwinkel aufgewachsen. Nach seiner Lehre in einer Neustädter Schreinerei hatte er sich Anfang der 1950er-Jahre in München in der Kanalstraße, ganz in der Nähe des Hofbräuhauses, mit einer eigenen kleinen Schreinerei selbständig gemacht.


Am Ende meiner Erzählungen möchte ich mich für euer Interesse und ihre Aufmerksamkeit recht herzlich bedanken.

Vom Bauerndearndl zur Juwelierin -Die 99-jährige Maria Bazin erinnert sich

Maria Bazin, geborene Koller (*17.08.1925 in Mauern)

Bauerndearndl, Schmuckverkäuferin, Träumerin, Geschichtenerzählerin, Original

Die Geschichte mit Fotos zum Nachlesen (PDF-Dokument, 2,86 MB, 03.12.2024)

Im Seniorenheim kennen sie Maria Bazin schon. Aber nicht, weil sie dort wohnt, nein, weil die 99-Jährige (geboren 17.08.1925) auf ihren Rundgängen durch Neustadt Station macht, um die Bewohner zu unterhalten mit kleinen Geschichten und Schwänken. Schalkhaft und schlagfertig, witzig und traurig zugleich kann sie berichten über ein bewegtes Leben, über diese beinahe 100 Jahre, wie es kam, dass sie vom Bauerndearndl zur Schmuckverkäuferin wurde.

In ihrer einfachen Wohnstube in Neustadt erinnert sie sich und es ist gut, dass dieses Gespräch zumindest auch auf Tonband aufgenommen ist, denn ihr Bairisch ist schön und echt und deutlich.

Freilich, bestätigt sie, immer schon habe sie laut geredet und deshalb sei sie viele Jahre Vorbeterin beim Rosenkranz in der Kirche in Neustadt gewesen. „Mei Mare, nach Dir kann ma so sche nachbetn“.

Ihre Verbundenheit zur Kirche und zur Religion ist Familientradition.An die 200 Jahre hatte ihre Familie die Meßnerei in Mauern bei der Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau“. Vom Vater gibt es ein eindrückliches Bild mit Rauschebart und Messnergewand, sein Portrait ist sogar in eine Fahne der Freiwilligen Feuerwehr eingestickt. Wenn er um 5 in der Früh zum Morgenläuten hinüber in die Kirche musste, hatte er es nicht weit. Der Bauernhof ist durch ein kleines Tor mit dem Friedhof und dem Kirchengelände verbunden. Vom Küchenfenster aus, erinnert sich Maria Bazin, habe man in die Totenkammer schauen können. Sie habe schon als Kind Messnerin gemacht, dem Pfarrer beim Gewand anlegen geholfen, wenn der Vater verhindert war.

Und jetzt tauchen wir also ein in die Erinnerungen von Maria Bazin: 1925 wird Maria in Mauern auf dem elterlichen Bauernhof der Familie Koller geboren. „Viere waren uns halt“, erzählt sie, zwei Brüder Ludwig und Emil und später noch Schwester Rita sowie dazu der Stiefbruder. Dazu ein Hund, drei Katzen, Schweine, Kühe und viel Arbeit. Aber das macht ihr nichts aus, im Gegenteil. Stark und fleißig macht sie alle schwere „Mannerarbeit“ im Stall und auf dem Feld, zum Gras mahn in aller Früh, fühlt sich in ihrem Element mit ihrer Hände Arbeit. Wie ein Knecht, zumal, als die Brüder in den Zweiten Weltkrieg ziehen, ist sie unersetzlich. Im Haus ist sie selten, am liebsten draußen in Männerhosen – sie hat das praktische Gewand durchgesetzt, weil sie einmal mit dem Schürzerl in der Egge hängenbleibt. Selbstbewusst ist sie,  rauft mit den Buben und lässt sich nichts gefallen. Sie erinnert sich, wie sie als junges Mädchen allein mit dem Ochsengespann durchs Dorf auf die Felder ist, „die schönsten Ochsen“, sagt sie.  Mit geflochtener und gekämmter Mähne und gestriegeltem Fell. Die Pferde sind ihnen ja 1943 genommen worden. Auch in der Kriegszeit müssen die Felder bewirtschaftet werden, die Amerikaner sind schon „drentert“ der Donau, und schicken Tiefflieger. Sie lässt also das Ochsengespann stehen, wirft sich in den Bahndamm, doch „meine Ochsn ham se gforchten und san mir nach“. Da klettert sie wieder hoch und beruhigt die Tiere. Auf Frauen schießen sie nicht, habe es geheißen, da habe ihr die Mutter später ein rotes Kopftuch gegeben, das solle sie tragen. Wenn also wieder ein Flieger kommt, stellt sie sich zwischen die Ochsen und hält den Kopf nach oben. Sie kann den Piloten sehen in seiner Kanzel, so tief fliegt er. Sie winkt ihm unerschrocken zu. Und er dreht ab.

 Einmal findet sie einen toten deutschen Soldaten auf dem Acker, ein Nachbar hilft ihr, den Toten auf den Wagen zu hieven. Sie begraben ihn an der Kirchenmauer neben dem Küchenfenster in Mauern. Die Erkennungsmarke gibt der Vater dem Bürgermeister. Der Soldat wird später zurückgeholt von der Familie. Aber ein zweiter toter Soldat, auf den Stufen der Kirchentreppe gefunden und ebenfalls am Friedhof eingegraben, wird nicht geholt. Wenn ihre Erinnerung nicht trügt, liegt er heute noch dort. Kein Grabstein zeugt davon, kein Kreuz. Aber lange trägt Maria ein schwarzes Halstuch mit weißen Tupfen mit sich, das der Tote umgebunden hatte.

 Als die amerikanischen Truppen schon auf der anderen Seite der Donau sind, da haben die Kollers den Stall „voller SSler“, erinnert sich Maria Bazin. Ein Offizier herrscht den Vater an, er solle die Waffen zum Sammelpunkt nach Gaden fahren. Die Mutter jammert und klagt: „Geh nicht Vater!“. Da droht der Offizier mit der Waffe  und Maria stellt sich dazwischen und sagt:  „Ich fahre!“ So geschieht es.    

 Als Maria zurück ins Dorf kommt, brennen  einige Höfe in Mauern. Der Kirchturm wird getroffen, da schüttelt und beutelt es den angrenzenden Hof. Und dann fliegt eine Bombe in den Hof und zerreißt das Elternhaus buchstäblich, Mensch und Tier bleiben unverletzt, aber das Klavier der Schwester fliegt in alle Stücke. Mutter und Schwester kommen anderswo unter, der Vater und Maria bleiben auf dem Hof, schlafen in der einzig intakten Kammer. Da lässt sich die beschädigte Türe nicht schließen, so spannt der Vater einen Strick über den Hof, daran der Hund, als Alarmanlage quasi.

Die SSLer flüchten in den Wald, erzählt Maria Bazin, dorthin, wo heute die Raffinerie steht. Sie nehmen ein Kalb am Strick mit, der Vater findet hernach die Haut.

 Von dieser schrecklichen Zeit gibt es noch einige Geschichten, die der Maria Bazin in den Sinn kommen. Aber jetzt springen wir erst einmal kurz zurück zur Schulzeit in der gerade frisch eröffneten Mauerner Dorfschule. Sehr gerne ging sie dort hin, bis zur 7 Klasse. Doch in der 8. Klasse wird sie ein halbes Jahr beurlaubt, weil sie die Maria daheim zum Arbeiten brauchen. Im Winter darf sie dann nach Neustadt in die 8. Klasse, das Versäumte nachholen. „Das war meine ganze Ausbildung“, sagt Maria Bazin,  zumal der Krieg kommt und sie die Brüder Emil und Ludwig (er fällt 1943 in Russland) auf dem Hof ersetzen muss.  Die Schwester Rita hilft im Haushalt, sie auf dem Hof. Ist es doch ihr Traum, selbst Bäuerin zu werden. Aber Maria geht es wie den meisten Bauernmädchen: den Hof bekommt der Bruder. Und die Bauernburschen der Umgebung, die abends zum Fensterln an die Kammer kommen, kommen nicht wieder, weil sie bei ihr nicht landen können auf ihrem Strohsack, aber auch, weil sie hören, dass die hübsche Maria zwar ihre ganze Arbeitskraft, aber kein Geld mitbringen könnte in eine Ehe. Sie selbst müssten ihre Geschwister auszahlen, erzählen die Buben, und müssten deshalb  auf das Geld schauen.

Es macht die 99-jährige Maria Bazin traurig, das der Interviewerin zu erzählen, denn es war ihr großer Lebenstraum, Bäuerin zu sein. Es ist ein heimatfilmreifes, fast hundertjähriges Leben aus einer anderen Zeit, auf das Maria Bazin für „Neustadt erzählt“ zurückblickt.

Mit ihrer großen Liebe, einem stattlichen Kerl mit schwarzen Haaren, gibt es ein paar verschämte Busserln - und mehr nicht. An ihn denkt sie heute noch manchmal, nach all den Jahren, was hätte sein können.

Als sie dann 1949 bei der Hochzeit ihrer Freundin den großgewachsenen Franzosen Jakob Bazin kennenlernt, erhofft sie sich, dass der um viele Jahre ältere Mann sie weit wegholt aus ihrem geplatzten Traum vom Leben als Bäuerin. Doch der charmante Mann, einst Oberkellner in einem Nobelhotel in Paris, dann auf einem Kreuzfahrtschiff angestellt, später Uhrmacher, bleibt in Neustadt an der Donau.  Im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiter auf einem Neustädter Hof eingesetzt, bleibt er nach dem Krieg in Neustadt pappen und kehrt nicht in das Elsass zurück.  Sie ziehen 1950 an den Kirchplatz, 1951 richten sie sich in der Wohnung über einer alten Uhrmacherwerkstatt in der Bahnhofstraße ein, wo sie heute noch lebt. Anfangs schlafen sie auf Strohsäcken. Sie, arm wie die Kirchenmäuse, eröffnen 1951 den Laden „Uhren-Schmuck Bazin“, bestücken ihn nach und nach mit Ware, bauen sich nach und nach ein Geschäft auf, heiraten 1955, als endlich die Papiere aus Frankreich vollständig sind, und bekommen 1956 den Sohn Dieter. Ihr ganzer Stolz, sie kleidet ihn schön, lässt seine blonden Locken wachsen und steht über dem Gerede der Leute darüber, wie sie ihn herausputzt.

Die gebürtige Maria Koller heißt nun Bazin, doch nur die Kraus Metzgerin spricht es französisch aus, „Grüß Gott, Frau Basah“, für die anderen ist sie künftig die „Frau Batzin“. Die kein Wort Französisch lernt, vielleicht auch aus Trotz, weil der „Jakl“ dem Sohn die Sprache nicht beibringen möchte - eine vergeudete Chance, wie sie findet.

Der Unterschied zwischen dem Laden unten mit Goldschmuck und Silberuhren und der einfachen Wohnung oben drüber könnte nicht größer sein. Nach und nach werden die Möbel gekauft, alles Ersparte steckt im Laden unten. Dort ist das einstige Bauerndearndl plötzlich Geschäftsfrau, muss Kunden bedienen („I hob zu alle Du gsagt“) und beraten und sehnt sich doch, wenn sie die Schaufenster dekoriert, so oft nach draußen. („Mei, allerweil habe ich es nicht sagen dürfen, aber gedacht habe ich es beim Schaufenster richten, mei dat i jetzt gern barfuß die Sauen misten, aber mei …“)

Und überhaupt denkt sie gerne an früher, an ihre Kinder- und Jugendjahre in Mauern, an  die Kirche „Unserer Lieben Frau“ aus dem 13. Jahrhundert. Es ist eine Wallfahrtskirche, die  so viele Geschichten birgt, die mit der Familie der alten Frau verknüpft sind. Der noch auf dem Hof ansässige Neffe war der letzte Messner der Familie. Inzwischen hat eine Frau aus dem Ort das Amt übernommen. Es ist nicht mehr häufig Messe in der uralten Kirche, aber Bittgänge kommen bis heute. So wie einst an einem Tag, den Maria nicht vergessen wird, obwohl er schon fast 90 Jahre her ist. Zur Wallfahrtskirche kommt einmal ein Bittgang aus Irnsing, wünscht sich Orgel und Gesang. Doch die Schwester Rita, der zum Üben ein Klavier in die Bauernstube gestellt worden war, hat an dem Tag keine Zeit. So übernimmt Maria, die sich das Orgelspiel selbst beigebracht hat und im Singkreis ist. Obwohl sie nur mit einem Finger spielen kann, gibt es fünf Mark. Das Geldstück sehe sie heute noch in ihrer Hand liegen, sagt Maria Bazin und zeigt ihre Handflächen.    Und die Erinnerung geht weiter. Kommt ein Bittgang, dürfen die Pfarrer im Bauernhaus frühstücken. Doch ein Pfarrer will keinen Kaffee, sondern Bier. Die Mutter gibt Maria Krug und Geld und sagt: „Mare: Sag für drei Quartel Bier, sagst für den Pfarrer, dann kriegst scho a Maß.“  Maria holt auch brav das Bier, doch weil sie schon als Kind den Biergeschmack mag, setzt sie sich  hinter einen Grabstein und trinkt einen ordentlichen Schluck. Später sagt der Fichtl-Pfarrer: „Wo bleibst` denn?“ Und sie:  „Wega dir kann ich mich auch nicht derrenna. Die Mutter wäre am liebsten in ein Mausloch  neigschloffa“.

 Und jetzt fällt Maria Bazin gleich noch eine Geschichte ein:  So haben sie im Zweiten Weltkrieg, als das Schwarzschlachten bei Todesstrafe verboten ist, eine geheime Kühlkammer. Beim Zählen der Viecher verstecken sie zwei Ferkel im Stroh. Nach dem Schlachten wird das Fleisch in einem Raum in der Kirche versteckt. Und einmal kommt doch der Kontrolleur, als gerade die Schlachtschüssel gekocht ist, da verschüttet die Mutter Milch auf dem Herd und zündet jede Menge Weihrauch an. Sie habe den schlechten Geruch der verbrannten Milch vertreiben wollen, sagt sie dem argwöhnisch schnuppernden Kontrolleur - und es geht gut.

Oder als sie die Glocken holen wollen 1943, zum Einschmelzen für Waffen. Da versteckt die Mutter das Totenglöckerl hinter Brettern und behauptet, es sei schon abgeholt worden.

Die Mutter stirbt schon im Alter von 60 Jahren. Jahrzehntelang radelt Maria Bazin raus von  Neustadt bis nach Mauern, pflegt die Stelle auf dem Friedhof. Noch mit 92 Jahren kommt sie, um nach dem Rechten zu schauen. Ihre Schwester Rita kann sich schließlich nicht kümmern, die hat, obwohl sie nie wegwollte, in den 50er-Jahren den Sprung nach Amerika gemacht mit dem ungarischen Konditormeister Alexander Hornis. Zum Missionieren, den katholischen Glauben zu verbreiten, werden sie vom Bischof nach Übersee geschickt, vier Kinder an der Hand, „das fünfte kommt noch im Flughafen zur Welt“, erzählt Maria Bazin. Bettelarm kommen sie an, werden weitergescheucht, stehen auf der Straße. Aber die Zeugen Jehova nehmen sie auf, helfen ihnen. Sie werden in den Englischkurs geschickt, Rita macht den Führerschein, bald haben sie ein Auto. Rita und die Familie konvertieren zu den Zeugen Jehovas. Er arbeitet dann in einer Bakery, und vermittelt in einer Back-Show im amerikanischen Fernsehen Konditorhandwerk. Stolz zeigt Maria Bazin Bilder der fernen Familie. Bis heute hält sie Kontakt mit den Nachfahren.

Ach ja, zur Rita fällt ihr gleich noch eine Geschichte ein. Einmal nach dem Krieg sind die jungen Mädchen im Kino (heute steht dort das Seniorenheim), sehen einen Film, der unter 18 nicht erlaubt ist. Und die Polizei kontrolliert. Die jüngere Schwester, die noch keine 18 ist, bekommt eine gewaltige Standpauke. Sie werde eingesperrt übers Wochenende in den Gefängnisraum im Torbogen, drohten die Wachtmeister. Die Drohung macht Eindruck, wird aber glücklicherweise nicht wahrgemacht.

Eifersüchtig ist Maria nie auf ihre Schwester, auch wenn sie selbst nie fortkommt aus Neustadt. Zumindest nicht für mehr als eine kurze Reise. Denn zwei Mal immerhin ist sie als junge Frau in Frankreich, sogar in Paris, und zwei Mal in Amerika auf Familienbesuch noch im hohen Alter.

Ein kleines Stückchen  Weltläufigkeit haben sie und ihr Mann übrigens doch mitgebracht nach Neustadt.  Das besondere, legendäre Schneckenessen in der Kuchl über dem Laden, zu dem immer halb Neustadt kam, wie sich Maria Bazin, wie auch ihr Sohn erinnern. Das silbrig glänzende Schneckenbesteck gibt es heute noch. Bei der Lesung von „Neustadt erzählt“ am 27. November 2024 war es als besonderes Erinnerungsstück in der beleuchteten Vitrine ausgestellt und wurde viel bestaunt. Übrigens, erklärt Maria Bazin, die Weinbergschnecken  darf man dabei nicht einfach nur in die Pfanne schmeißen, nein, die werden gesammelt, gesalzen und auf die Wiese vor dem Haus gesetzt zum „Ausschleimen“. Dann die Körper rausgepult und gekocht, die Schneckenhäuschen ausgewaschen und die Körper mit viel Knoblauchbutter rein ins Rohr – eine Delikatesse mit Baguette, die es dann eben nicht nur in Frankreich gibt, sondern auch in dieser bayerischen Kleinstadt namens Neustadt an der Donau. Und zwar an diesem Ort, über dem Uhren- und Schmuckladen, den Maria Bazin auch noch lange nach dem Tod des Uhrmachers weiterbetreibt, bis ins Alter von 90 Jahren.

Nur einmal denkt Maria Bazin ans Aufgeben. Grund ist der Überfall. Im Jahr 2006. Der Laden ist zu dem Zeitpunkt übervoll mit Schmuck, Gold und Silber, mehr als üblich, denn das Weihnachtsgeschäft steht vor der Türe und sie hat für viel Geld eingekauft beim Großhändler. Und da schleichen am Morgen zwei Gestalten mit Kapuzenpullis vom Stadtgraben über die Wiese zum Laden der betagten Geschäftsfrau. Sie ahnt nichts Böses, sperrt also das Geschäft auf - und gleich packt der Mann sie, stößt die damals schon 81-Jährige auf die Treppe, dass sie stürzt. Sie macht noch zwei „Blärrer“, da bekommt sie den Handschuh über den Mund gedrückt, dass sie fast keine Luft mehr bekommt. Mehrere Menschen stehen zu dem Zeitpunkt, so erzählt es Bazin, auf der der anderen Straßenseite und im Café und halten kurz inne. „Hats staad, jetzt hat die Bazin geschrien“, habe einer gesagt. Doch die Leute denken wohl an einen Irrtum und vertiefen sich wieder in ihre Gespräche. Nie werden die Täter geschnappt. Maria Bazin und ihr Sohn überlegen ein paar Tage, ob sie überhaupt wieder aufsperren soll. Sie kann zunächst gar nicht wieder in dem Haus sein, so viel Angst hat  sie. Doch nach drei Tagen hält ihre auf dem Grundstück zurück gebliebene Katze immerzu nach ihr Ausschau, da geht Maria Bazin wieder heim. Sie kratzt ihr Erspartes zusammen, kauft wieder Schmuck ein und eröffnet den Laden noch einmal für neun weitere Jahre bis zum 90. Lebensjahr. Da keines der drei Enkelkinder den Laden übernimmt, wird geschlossen und mit Rabattwochen ausgeräumt. In der Wohnung darüber mit den Möbeln aus den 50er-Jahren lebt Maria Bazin bis heute, ein Pflegedienst hilft ihr, der Sohn schaut regelmäßig vorbei, kauft ein und kümmert sich. Sie kann noch selbst in die Stadt gehen, mit dem Rollator zwar, aber jeder kennt Maria Bazin hier, die früher vor Ladenöffnung zum Schwimmen zum Maurer See radelte, die das Hallenbad immer noch regelmäßig nutzt, die lange Jahre im Turnverein war und so schön singen konnte. „Ich bin ein Original“, sagt sie selbst, Ehrengast im Wirtshaus am Kirchplatz.    

Eine Neustädterin, die noch viel mehr Geschichten von früher weiß. Wie die vom Bader, der in ihren Kindertagen über Land fährt und den Bauersfamilien Bärte und Haare schneidet und dabei, sie war zwölf Jahre alt, eine sonderbare Weissagung macht: „Du Meßerin“, sagt der Bader Plecher aus Mühlhausen zur Mutter, „es kimt amal a Zeit. Mir wern es nimmer derlebn, aber deine Kinder und Kindeskinder könnten es derlebn, da erfindens was, das vernichtet die ganze Welt. Der, der überlebt, muss tagelang gehen, damit er wieder Lebewesen findet.“

Das ist neben den rührenden Erzählungen über geplatzte Träume einer der wenigen Momente, wo es düster wird in Maria Bazins Erzählungen. Es ist wohl nicht ihre Art. 99 Jahre hat sie als Original durchgehalten, immer zu einem Witz aufgelegt und einem Spruch. Wie konnte sie so alt werden, was ist ihr Geheimnis? Ein bescheidenes Leben, nichts im Übermaß und viel Sport. Auch jetzt noch geht sie regelmäßig zum Schwimmen.

Ja, es gäbe noch so viele Geschichten in dem Bairisch, welches Maria Bazin spricht: Vom Prangertag, vom Bruder im Nikolaussack, vom alten Pfarrer, bei dem sie eine Zeit Hausmädchen war, von den toten Mäusen in der Hosentasche, von den Faschingsbällen und vielem mehr. Sie erzählt so schön und lebendig, dass es davon Hörproben geben soll. Damit diese Sprache und die Geschichten bewahrt bleiben wird man sie hören. Bei der Lesung am 27.November 2024 in der Stadtbücherei konnte man das bereits. Nächstes Jahr wird es auch als Podcast zur Verfügung stehen.

Neustadt erzählt: Geschichten, die lebendig werden

Das Projekt „Neustadt erzählt“ wurde von Monika Weber, zuständig für Generationenarbeit und Teilhabe bei der Stadt Neustadt an der Donau, und Eva Honold, Autorin und Künstlerin aus Kelheim, ins Leben gerufen, um persönliche Geschichten aus Neustadt an der Donau zu bewahren und für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Ursprünglich als reines Leseprojekt gedacht, entwickelte es sich während der ersten Interviews zu einem vielseitigen Format, das auch auf Audioaufnahmen setzt. Dialekte, Humor und markante Stimmen der Erzählenden verleihen den Geschichten eine persönliche und emotionale Note.

Geschichtenvielfalt aus allen Lebensbereichen

Die Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen – ob aus der Stadt oder den Stadtteilen, ob aus der Landwirtschaft oder der Industrie. Jede Erzählung bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben in Neustadt – für die Erzählenden meist ganz normaler Alltag, aus heutiger Sicht oft überraschend spannend. So entsteht ein lebendiges Bild der Stadt, das sowohl das Zusammenspiel von Industriestandort und ländlichem Leben als auch die Kultur und Historie widerspiegelt. Es wird nicht nur die Vergangenheit lebendig, sondern auch eine Brücke zwischen den Generationen geschaffen.

Vom Erzählen zum Erleben

Bevor eine Geschichte veröffentlicht wird, durchläuft sie einen intensiven Prozess. Autorin Eva Honold erzählt: „Ich habe zuerst Kontakt zu den Erzählenden aufgenommen und dann versucht, Vertrauen aufzubauen. Dazu habe ich die Gesprächspartnerinnen und –Partner auch mehrfach besucht und bin mit ihnen an die Orte ihrer Erzählungen und Erinnerungen gefahren, um ihre Geschichten vollständig erfassen zu können.“ Die Teilnehmer haben dabei auch stets die Möglichkeit, ihre Beiträge zu prüfen und freizugeben. So sind nach und nach zehn faszinierende Geschichten entstanden, die nach und nach als Texte und als Audiodateien veröffentlicht werden.

Monatliche Präsentationen in der Stadtbücherei

Jeden Monat wird eine neue Geschichte präsentiert – in Form von multimedialen Lesungen. Der Auftakt der Lesungsreihe findet am 27. November um 18:30 Uhr in der Stadtbücherei statt, der zweite Termin ist Mittwoch, 18. Dezember, um 18:30 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, dabei die Erzählungen hautnah mitzuerleben!

 

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