Hauptbereich
Bayerische Woche: Große Graf-Gala in Bad Gögging
Erstelldatum28.09.2024
Zur Bayerischen Woche präsentierte Günter Schweiger im Kursaal Bad Gögging die Werke des bayerischen Schriftstellers Oskar Maria Graf.
Der eine ein literarischer Dickschädel mit Lederhose als Markenzeichen, der andere der Schauspielerei verschrieben und (wie er sagt) bewusst ohne Lederhose. Diese Kombination sorgte am Freitagabend im Kursaal Bad Gögging für ein kulturelles Highlight im Rahmen der Bayerischen Woche: den großen Oskar-Maria-Graf-Abend präsentiert von Günter Schweiger.
Ochsentreiber Peter Wutzer an der Klarinette
„Oskar Maria Graf gilt heute als der einzige bayerische Schriftsteller von Weltrang“, konstatierte der Zweite Bürgermeister der Stadt Neustadt an der Donau gleich zu Beginn im Kursaal Bad Gögging und gab den Zuschauern damit einen Vorgeschmack auf das, was die kommenden 90 Minuten folgend sollte: ein im besten Sinne wilder Ritt durch die Werke Grafs – mal urkomisch, mal nachdenklich. Begleitet wurde Schweiger dabei musikalisch von einem Klarinetten-Trio aus Ochsentreiber Peter Wutzer, Edith Hofbauer und Karina Lindner.
Lesung mit Schauspiel
Zum Auftakt wählte Schweiger eines der bekanntesten Werke von Graf „Gelächter von außen“. „Darin gibt es auch eine Geschichte mit dem Titel ‚Der Bluthund taucht‘ auf, in der es um eine zufällige Begegnung von Graf mit Adolf Hitler in München vor 1933 geht“, so Schweiger, der Grafs deftige, klare Sprache mit bayerischem Dialekt nicht nur las, sondern in weiten Zügen schauspielerte. „Ich hätte noch viel länger zuhören können“, so eine der fast 100 Besucherinnen und Besucher, die an diesem Abend in den Kursaal gekommen waren, nach der Veranstaltung.
Deftige Worte
Die Zeit Grafs im Exil in den Vereinigten Staaten thematisierte Schweiger mit zwei Geschichten aus Grafs „Minutengeschichten“: „I have paid“ und „Fasching in New York“. Die passende Musik dazu lieferte das Klarinetten-Ensemble mit einem „Jiffy Mixer“. „Oskar Maria Graf liebte die Menschen und hat ihnen aufs Maul geschaut, derb und kantig sind alle Werke des Ur-Bayern, der seine Herkunft nie verleugnen wollte“, berichtete Schweiger, bevor er das Publikum mit „Es brennt“ aus dem Graf’schen Buch „Bayerische Dorfgeschichten“ zum Lachen brachte. „Ebenso spielt Religion in den Erzählungen von Graf eine wichtige Rolle“, weiß Schweiger, der für „Das Donnerwort“ – eine Geschichte über den Apfeldiebstahl aus einem Pfarrgarten – im Birett auftrat, um gleich darauf spitzbübisch-urwüchsig mit drei Kurzgeschichten aus Grafs „Das Bayerische Dekameron“ vorzutragen, voll von „Geschichten von schamlosen Weibern und gehörnten Ehemännern, von derben Mägden und ausgefuchsten Knechten“, wie Schweiger erklärte.
Gewolltes „Sad end“
Am Ende wurde er dann aber doch noch einmal ernst: „Graf war einer der Autoren, die am frühesten erkannten, was mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf Deutschland zukommen würde.“ Mit dem „Letzen Brief von Therese Graf an ihren Sohn im Exil in Wien“ aus „Das Leben meiner Mutter“ endete daher der große Oskar Maria Graf-Abend im Rahmen der Bayerischen Woche in Bad Gögging: „Das ist ein Buch, das beides vermag: zu Herzen zu gehen, was das Menschliche betrifft und eine lebendige Darstellung einer politisch unruhigen Epoche zu geben, die auf ein Verderben bringendes Ziel hinsteuert“, wie Schweiger betonte. Untermalt wurde der Abschluss mit den melancholischen Klarinetten-Klängen zu „Jetzt muaß i aus meim Haus“. Dieses „bewusst gewählte sad end“, wie es Wutzer nennt, tat am Ende des Abends dem Applaus aber keinen Abbruch.